Bei Familienunternehmen gestaltet sich die Bewertung schwieriger als bei nicht-familiengeführten Unternehmen. Dies zeigt eine Studie der Universität St. Gallen in Kooperation mit der Unternehmensberatung Ernst & Young, die auf Einladung des Spängler Family Office in Salzburg präsentiert wurde. Der subjektiv empfundene Wert, den Familien ihren Firmen beimessen, ist im Regelfall doppelt so hoch als der nach klassischen Bewertungsmaßstäben berechnete Marktwert. Diese Tatsache spielt im Fall eines Verkaufs oder einer familieninternen Übergabe eine wichtige Rolle.

Das Spängler Family Office lud im Rahmen seiner Vortragsreihe zu einer Veranstaltung mit dem Titel "Bewertung von Familienunternehmen". Dr. Astrid Wimmer und Mag. Eva-Maria Berchtold, beide Geschäftsführerinnen bei Ernst & Young, berichteten, wie sich die für Familienunternehmen charakteristischen Merkmale Risikobereitschaft, persönliches Engagement und langfristige Perspektive auf den Firmenwert auswirken.

 

Total Value: Zum Marktwert kommt "Emotionaler Wert"
Sie präsentierten die Ergebnisse einer Studie der Universität St. Gallen, 381 Unternehmen wurden dafür untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Bewertungsansätze der klassischen Corporate Finance bei familiengeführten Firmen zu kurz greifen. Vielmehr müsse hier das Konzept des "Total Value" herangezogen werden. "Dies ist der Geldwert, den ein Unternehmer seiner Firma beimisst - also der Betrag, den er im Falle eines Verkaufs an einen Dritten mindestens erhalten möchte", so Astrid Wimmer.

Wichtig sei die Erkenntnis, dass der Total Value den klassischen Marktwert noch um den Faktor "Emotionaler Wert" übersteigt. "Und gerade diese emotionale Sicht des Verkäufers ist in der Vergangenheit sehr wenig untersucht worden", betont Eva-Maria Berchtold. Dabei sei der subjektiv empfundene Unternehmenswert im Durchschnitt sogar doppelt so hoch als der Marktwert!

 

Glückliche Unternehmer bewerten geringer
Die Studie deckt auf, dass auf der emotionalen Seite vor allem das Alter des Unternehmens und das persönlich empfundene Glück des Unternehmers die ausschlaggebenden Rollen spielen. Je länger eine Firma existiert - manchmal überdauert diese ja sogar viele Generationen - desto höher ist der Total Value. Besonders interessant erscheint jedoch die Tatsache, dass ebenso ausschlaggebend ist, ob der Unternehmer sich persönlich als glücklich oder unglücklich empfindet.

Glücklichere Unternehmer bewerten Ihre Firma laut Studie tendenziell weniger hoch als unglückliche, da letztere für ihren negativen Zustand höher entschädigt werden wollen. Die Konsequenz: "Wer eine familiengeführte Firma übernehmen möchte, sollte sich also möglichst einen glücklichen Verkäufer suchen - der veräußert in der Regel billiger", meint Astrid Wimmer abschließend. (bb)