Mehr Technologie, weniger Rohstoffe, einen genaueren Blick auf einzelne Unternehmen statt auf Länder und Branchen — mit solchen Akzenten wollen die Nachfolger von Mark Mobius an vergangene Erfolge anschließen. Nach 30 Jahren hatte der Schwellenländer-Guru das Fondshaus Franklin Templeton Ende Januar verlassen. An den Ruhestand denkt Mobius aber nicht – er baut vielmehr einen eigenen Fonds auf. Auch Carlos von Hardenberg, der einige Portfolios von Mobius übernommen hatte, verließ die Gesellschaft.

Die Leitung des Emerging-Markets-Aktienteams übernahm Anfang März Manraj Sekhon. Chetan Sehgal führt die weltweiten Schwellenländer-, die Small-Caps- sowie Lateinamerika- und Osteuropa-Strategien. Sukumar Rajah verantwortet Investitionen in die asiatischen Schwellenländeraktienstrategien. "Wir achten darauf, dass sich die Value-Philosophie unseres Hauses nicht auf einen Value-Stil reduziert", erläutert Sehgal im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Wir verwenden viel Mühe darauf, die fundamentale Analyse zu stärken und so unsere Value-Philosophie zu bewahren."

Analysten satteln um
So sortierte das Haus sein Analystenteam um. Früher fanden sich in der Schwellenländergruppe nur Länderexperten, nun sattelten diese auf Branchen um. "Diese Umstellung bedurfte einer Umgewöhnung, aber sie zahlt sich bereits aus", sagt Sehgal. Insbesondere die Expertise im Bereich der Technologiewerte baute das Haus aus. Als einen wichtigen Trend machte das Team etwa Elektroautos aus. Hier würden asiatische Hersteller eine Führungsrolle einnehmen. Technologieunternehmen aus den Schwellenländern gewinnen generell an Bedeutung, während die einst tragende Rolle der Rohstoffindustrie zurückgeht.

Sehgal steuerte seit 2015 mit von Hardenberg den Templeton Emerging Markets Fund. Den beiden gelang es, den Rückstand auf die Wettbewerber aufzuholen. 2016 und 2017 rangierte das Portfolio wieder in der Spitzengruppe. Im Jahresverlauf 2018 dämpften allerdings die Turbulenzen rund um Russland, wo der Fonds auch investiert hatte, die Performance. Die Ratingexperten von Morningstar bewerten den Weggang von Hardenbergs zwar als herben Verlust für das Team, glauben aber, dass Sehgal die vorgenommenen Verbesserungen zu Ende führen wird.

Rajah wiederum verantwortet bereits seit 2005 den Franklin India Fund. Seither ließ er seinen Vergleichsindex und die Morningstar-Kategorie hinter sich. Die Analysten der Fondsratingagentur zeigen sich daher optimistisch, dass der Manager auch den ins Hintertreffen geratenen Templeton Asian Growth Fund wieder in Schwung bringt. Rajah hatte hier Anfang Februar 2018 das Steuer übernommen.

Tiefer graben für wahre Werte
Neben der Neuausrichtung auf Branchenebene fuhr das neu aufgestellte Team die Investments in Ländern wie Indonesien oder Thailand zurück, berichtet Portfoliomanager Rajah. Generell blickt das Team weniger auf Regionen oder Nationen, sondern auf einzelne Unternehmen, ihr Geschäftsmodell, ihre Gewinnentwicklung und ihre Bewertung.

Auch hier setzt das Team neue Schwerpunkte. "Der wahre Wert eines Unternehmens erschließt sich nicht einfach über das Kurs-Gewinn-, oder das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Das lässt sich heutzutage einfach ausrechnen", erläutert Rajah. "Als aktive Manager müssen wir ausgeklügelter vorgehen und tiefer graben. Wir wollen den langfristigen und nachhaltigen Wert eines Unternehmens erkennen." (ert)