Die europäische ETF-Industrie wird von einigen wenigen Akteuren dominiert. Dies zeigen die Zahlen des zur London Stock Exchange Group gehörenden Datenanbieters Lipper. Die zehn größten Anbieter von börsengehandelten Fonds vereinnahmten demnach per Ende Dezember 2023 93,6 Prozent des verwalteten Vermögens. Vor zehn Jahren waren 94,4 Prozent des ETF-Volumens auf die Top Ten entfallen. Zugleich ist das insgesamt in den Indexfolgern verwaltete Vermögen deutlich gestiegen.

Dominierender Anbieter wiederum ist die Blackrock-Marke iShares. Unter dem Marktanteil der Top Ten entfielen 48,5 Prozent auf den US-Fondsriesen, wie das "European ETF Yearbook" von Lipper zeigt. Die Marktführerschaft der Blackrock-Sparte ist zwar unangefochten. Vor zehn Jahren hatte der Anteil von iShares am Volumen der größten zehn Anbieter aber noch 53,5 Prozent betragen.

Davongeeilt
"Tatsächlich ist die beherrschende Stellung von iShares so stark, dass ein Zusammenschluss der sieben nächstgrößten Anbieter erforderlich wäre, um einen neuen Konkurrenten für iShares in der europäischen ETF-Branche zu schaffen", schreibt Lipper-Analyst Detlef Glow. "Ein solcher Schritt würde jedoch eine noch größere Kluft zwischen den beiden führenden ETF-Anbietern und dem Rest der europäischen ETF-Branche schaffen, was im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen ETF-Branche noch bedenklicher wäre."

"In jeder anderen Branche wäre eine derart hohe Konzentration für Regulierungsbehörden und Kunden bedenklich, da dies zu einem Monopol oder Oligopol führen könnte, wodurch die Preise steigen sowie die Produktqualität sinken könnte", führt Glow aus. Das Gegenteil sei jedoch beim europäischen ETF-Markt der Fall. "Wir beobachten sinkende Verwaltungsgebühren und eine sehr gute Qualität der Produkte, wenn es um die Nachbildung der zugrunde liegenden Indizes geht."

Hürden nicht zu hoch
Zudem stehe der Markt durchaus noch für Neuzugänge offen. "Neue Marktteilnehmer sind in der Lage, erhebliche Zuflüsse zu erzielen, insbesondere mit innovativen Anlagelösungen für Kern- und Nischenmärkte", meint Glow. Dies bedeute, dass die Markteintrittsbarrieren für neue ETF-Anbieter nicht zu hoch seien. "Im Vergleich zu ihren aktiv verwalteten Konkurrenten ist die europäische ETF-Branche wesentlich wettbewerbsfähiger", resümiert der Lipper-Analyst. (ert)