Das Fondsmanagement des Ethna-Aktiv hat auf die Kritik der Ratingagentur Morningstar reagiert. "Unser Ansatz war in einigen Bereichen nicht ausreichend formalisiert. Daran haben wir gearbeitet", sagt Thomas Herbert, Mitglied des Teams um Ethenea-Gründer Luca Pesarini, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Wir hatten nicht strikt genug zwischen der strategischen Allokation und taktischen Ausrichtungen getrennt", räumt Herbert ein. "So kam es, dass kurzfristige Anpassungen an die Marktlage in manchen Situationen die langfristige Ausrichtung des Portfolios verwässerten und damit der Kern unserer Strategie in diesen Phasen aufgeweicht wurde."

Die Analysten von Morningstar hatten dem mehr als sechs Milliarden Euro schweren Portfolio Mitte September das qualitative Rating entzogen. Bis dahin wurde der Fonds mit der Note "Neutral" beurteilt. Da jedoch keine Aussicht auf eine nachhaltig bessere Entwicklung des ins Straucheln geratenen Produkts erkennbar gewesen sei, hatte Morningstar die Benotung eingestellt. Auch Dickschiffe diverser Konkurrenten wie der DWS Vermögensbildungsfonds I, der Carmignac Investissement und der Uniglobal verloren damals ihr Rating.

Gespür statt System
Die Analysten hatten bezweifelt, dass die vergangenen Ergebnisse angesichts des hohen Fondsvolumens und der Veränderungen im Ethna-Team und im Investmentansatz ohne weiteres wiederholbar seien. Die Erfolge der Vergangenheit seien dem Gespür der Manager Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo entsprungen. Dieses Vorgehen sei jedoch mit einem Milliardenfonds nicht ohne weiteres zu wiederholen. Zudem monierten die Experten eine schwache Aktienauswahl und hohe Gebühren des einstigen Vorzeigeportfolios.

"Der Ratingbericht hatte an vielen Stellen Recht. Wir haben in der Zwischenzeit einige Veränderungen in die Wege geleitet. Der Report bereitet mir deshalb keine Kopfschmerzen", sagt Herbert. So räumt der ehemalige Investment- und Vertriebschef von Oddo Meriten ein, dass die Performance des Ethna-Aktiv von Mitte 2015 bis Mitte 2016 eher enttäuschend ausgefallen sei. "Die Unruhe im Markt hatte sich bis Anfang 2016 zu einer Panik ausgewachsen. Es schien durchaus möglich, dass sich die Korrektur zu einem Crash ausweitet", berichtet Herbert rückblickend. "So entschlossen wir uns zum Ausstieg. Damit sollte unser Versprechen an die Anleger, größere Verluste zu vermeiden, gehalten werden."

Hin und her macht die Tasche leer
Dann drehte die Börse und der Ethna-Aktiv verpasste weite Teile der folgenden Rally. "Der Aufschwung verlief so rasch, dass erhebliche Teile der Erholung an uns vorbeizogen." Das katapultierte den Fonds hinter Konkurrenten, die die Schwankungen ausgesessen hatten. "Hätten wir die Turbulenzen durchgestanden, wären wir besser gefahren. Aber dann hätten wir das Versprechen an die Anleger zu brechen riskiert, höhere Verluste zu vermeiden", argumentiert Herbert. Mit der stärkeren Trennung zwischen taktischer und strategischer Komponente würde das Management solche Marktumschwünge künftig besser handhaben. Zudem werde das Team zusätzliche Instrumente zur Absicherung einsetzen, um so flexibler reagieren zu können.

Besondere Probleme bei der Aktienauswahl, wie von Morningstar angekreidet, vermag Herbert hingegen nicht erkennen. Die Fondbeobachter hatten darauf verwiesen, dass der Ethna-Aktiv zu seinen Glanzzeiten eher Small-Caps herauspickte, aufgrund des stark angeschwollenen Volumens nun aber stärker in Standardtitel investieren müsse. "Die Renditebeiträge unserer Aktienkomponente sind durchaus solide", erwirdert Herbert.

Eine Frage des Preises
Den Ausbau des Teams streicht Herbert als Stärkung der Kompetenz heraus. Morningstar nahm hingegen eine abwartende Haltung ein: Die neuen Mitglieder müssten sich erst in die Strukturen und Prozesse des Hauses einfinden, hieß es.

Die Kritik an der Gebührenhöhe weist Herbert hingegen zurück. "Der Fonds ist zwar etwas teurer als der Durchschnitt der Morningstar-Kategorie, aber er liegt nur knapp über dem Durchschnitt." Die Ratinganalysten bemängelten insbesondere die erfolgsabhängige Vergütung, die 20 Prozent aller Erträge abschöpfen, die über die Renditemarke von fünf Prozent hinausgehen. (ert)