„Nur die besten Aktien der Welt sind gut genug für uns“, erklärte Peter Seilern-Aspang (Bild links), Chairman und Gründungspartner von Seilern Investment Management anlässlich einer Vorstellung seiner Boutique sowie deren Investmentansatz vor Profianlegern in Wien. Das Interessanteste gleich vorweg: Während viele Investoren aus Risikogesichtsgründen auf eine breite Streuung setzen, gehen Peter Seilern-Aspang und seine Mannen einen ganz anderen Weg.

"Wer stark diversifiziert, ist nur zu faul, um sorgfältiges Research zu machen“, zitierte der gebürtige Wiener, der seine Boutique Ende der 1980er Jahre in London gründete, den legendären Investor Warren Buffett. Während der Altmeister aus Omaha tendenziell auf Value-Aktien vertraut, setzt Seilern Investment tendenziell auf jene Aktien, die von den großen, globalen Wachstumstrends profitieren. Beispiele für solche Megatrends sind das Bevölkerungswachstum, höhere Diabetesraten, steigende Ausbildungs- und Fortbildungskosten sowie die allgemeine Durchsetzung von bargeldlosem Bezahlen. 

Gemeinsam ist beiden Akteuren, dass nur Qualitätsaktien berücksichtigt und konzentrierte Portfolios geschätzt werden. Dabei ist Seilern noch restriktiver als Buffett. Während der Altmeister über seine Beteiligungsholding Berkshire Hathaway in rund 80 Unternehmen investiert, finden sich in den Seilern-Fonds lediglich zwischen 17 und 25 Fonds. Das ist gerade genug, um den strengen UCITS-Anforderungen (Stichwort: „5/10/40-Regel“) Genüge zu tun. Diese Konzentration auf wenige Wachstumstitel hat einen plausiblen Grund, der sowohl Aktien-, als auch Renteninvestoren nachdenklich stimmen sollte.

Guten Zeiten sind für immer vorbei
Tassilo Seilern-Anspang (Bild links), Sohn des Gründungspartners und Manager des 2009 aufgelegten und mehrfach von Lipper sowie Morningstar ausgezeichneten europäischen Aktienfonds Stryx Europa, zeigte anhand einer Grafik, dass das Wirtschaftswachstum der vergangenen einhundert bis zweihundert Jahre – gemessen am sehr geringen BIP-Wachstum seit dem Jahr 1000 – nur ein statistischer Ausreißer nach oben sein könne, der sich schwer wiederholen lasse.

 

Hat der Rentenmarkt erneut recht?
Wuchs die weltweite Wirtschaft in den vergangenen 50 Jahren durchschnittlich um 3,6 Prozent per anno, soll sich dieser Wachstumswert in den kommenden 50 Jahren um 40 Prozent auf 2,1 Prozent reduzieren. Vor allem das Wachstum pro Kopf könnte schätzungsweise auf 1,7 Prozent per annum. sinken. Vor diesem Hintergrund könnte der Rentenmarkt trotz der nicht zu unterschätzenden, massiven Zentralbankinterventionen (QE) mit den extrem niedrigen Renditen durchaus richtig liegen. "Die jahrzehntelange Party für Long-Only-Investoren ist vorbei“, warnte Tassilo Seilern-Anspang.

Sofern diese Prognose zutreffen sollte, müssten Investoren bei ihrer Asset-Allokation massiv umdenken. Traditionelle Ansätze sind damit obsolet. Wer beispielsweise Renditen von 7,5 Prozent per annum erzielen möchte, müsste seine Rententangente auf zwölf Prozent reduzieren und im Gegenzug dazu seine Aktien-, Immobilien- und Private-Equity-Quoten massiv hochfahren. Abgesehen von der damit einhergehenden höheren Volatilität, die wohl die meisten Risikobudgets sprengt, kommen aber noch vielfach unterschätzte Probleme hinzu, die eine Wiederholung der historischen Aktienmarktrendite unmöglich machen:

Laut Ansicht der Experten von Seilern sollten Anleger vor diesem Hintergrund auch bei Aktien ihre bislang verfolgten Anlagestrategien auf den Prüfstand stellen und als Reaktion darauf nur äußerst selektiv und mit einem langen Anlagehorizont in Qualitätsaktien investieren.


"Wir haben eine Lösung: Wir investieren in die besten Unternehmen der Welt“, erklärte Raphael Pitoun (Bild links), CIO und Fondsmanager des Stryx World Growth und des Stryx America. So wie der europäische Fonds bekamen auch diese beiden Vehikel von Morningstar fünf Sterne. Der Seilern-CIO erklärte, wie intensiv Seilern-Analysten und -Fondsmanager jede einzelne Aktie analysieren.

Akribische Auswahl und Detektivarbeit
Von weltweit über 40.000 möglichen Einzeltiteln wird so lange reduziert, bis allen Seilern-Fondmanagern lediglich ein Anlageuniversum von 70 Unternehmen zur Verfügung steht, aus denen sie ihre konzentrierten Portfolios aufbauen können. Fondsmanager und Analysten besuchen ihm Rahmen ihrer Research-Tätigkeiten nicht nur die eigentlichen Zielunternehmen, sondern unterhalten sich auch mit Wettbewerbern sowie Kunden und Lieferanten, um allfällige Chancen und Risiken, die nicht aus den gründlich analysierten Unternehmensberichten ableitbar sind, rechtzeitig zu erfahren. Größter Wert wird auf Faktoren wie solide Bilanzen, ein gutes Management, stabil steigende Erträge und Cash Flows im zweitstelligem Prozentbereich sowie klare Wettbewerbsvorteile gelegt, die den Portfoliounternehmen eine Preisfestsetzungsmacht ermöglichen.

Auf die Kauflisten geschafft haben es Unternehmen wie Mastercard, Colgate, Moody´s, Unilever, Dassault Systems, Accenture, Gemalto, Amgen, Novo Nordis, Xylem, ADP, Cognizant oder Capita. Wenig Gnade vor den Augen der strengen Analysten finden indes Rohstoffaktien, weil deren Kursentwicklung von den Launen der Rohstoffmärkte abhängt, sowie Versicherungs- und Bankaktien, weil deren Geschäftsmodelle mittlerweile zu kompliziert und intransparent geworden sind.

Gekommen, um zu bleiben
Einmal erworben, bleiben die Seilern-Fondsmanager ihren Positionen möglichst viele Jahre treu, im Durchschnitt beträgt die Umschlagshäufigkeit in den drei reinen Aktienfonds Seilerns weniger als 20 Prozent. Auch in diesem Punkt brauchen die Briten den Vergleich mit Warren Buffett nicht zu scheuen. Ein Blick auf die Performance zeigt, dass zumindest mittel- bis langfristig die Referenzindizes übertroffen wurden - eine Outperformance-Fee wird freundlicherweise nicht verrechnet. (aa)