Immer mehr Schweizer Banken stellen ihren Kunden ihre Beratungsleistung in Rechnung – und verzichten im Gegenzug auf Bestandsprovisionen. Insbesondere im Private Banking würden die Institute vermehrt ohne Kickbacks arbeiten und auch die Transaktionskosten reduzieren, berichtet die "NZZ am Sonntag".

In der Schweiz sind Retrozessionen ein Auslaufmodell, seitdem das oberste Gericht der Großbank UBS untersagt hatte, in der Vermögensverwaltung Kickbacks zu vereinnahmen. Die meisten Schweizer Banken verzichten in solchen Mandaten daher auf Bestandsprovisionen. In der reinen Anlageberatung, die von dem Urteil nicht betroffen ist, waren sie dagegen noch weit verbreitet – auch im Private Banking. Im Geschäft mit vermögenden Kunden stellen viele Institute ihre Vergütungsmodelle nun aber um.

"Trend zu transparenten Gebührenmodellen scheint unumkehrbar"
Als Vorreiter nennt die NZZ die Basler Kantonalbank (BKB), die Bestandsprovisionen inzwischen unaufgefordert an alle ihre Kunden weiterleitet – unabhängig davon, welches Anlagemodell sie gewählt haben. Die "Beratungspakete", die die Bank schon im Oktober 2014 einführte, kommen offensichtlich gut an – bereits 20.000 Kunden hätten sich für eines dieser Pakete entschieden, sagte eine Sprecherin gegenüber der Zeitung. Beim Paket "Classic" zahlen Kunden 0,35 Prozent der Anlagesumme bis 500.000 Schweizer Franken. Die Depotführung ist inklusive, Transaktionsgebühren kommen obendrauf.

Die Credit Suisse stelle ihr Angebot seit April 2015 um, so die NZZ. "Seither haben alle Kunden mit einem sogenannten Credit-Suisse-Invest-Beratungsvertrag Zugang zu retrozessionsfreien Anlagefonds-Klassen. Und seit diesem Januar werden die Retros aller anderen Anlagefonds an die Kunden weitergeleitet", schreibt die Zeitung. Die Akzeptanz dieser Modelle (siehe Tabelle) sei sehr hoch, zitiert die NZZ einen CS-Manager.
 

Gebühren "Credit Suisse Invest"

Vermögen in Schweizer Franken

Modell
"Compact"

Modell
"Partner"

Modell
"Expert"

Depot-
gebühr

Bis 1 Mio.

0,25%

0,50%

0,80%

0,25%

1-3 Mio.

0,20%

0,45%

0,70%

0,20%

3-10. Mio.

0,15%

0,40%

0,60%

0,15%

Zusätzlich fallen Transaktionsgebühren an; Quelle: Credit Suisse, NZZ am Sonntag


Auch bei der UBS hätten Mandanten mit sogenanntem Advisory-Vertrag seit Januar Zugang zu retrozessionsfreien Fonds, schreibt die Zeitung. Für Klienten ohne Beratungsvertrag und Retail-Kunden seien diese Anteilsklassen jedoch noch nicht zugänglich. "Doch der Trend zu transparenten Gebührenmodellen scheint unumkehrbar – und wird auch alle anderen Banken erfassen", so das Fazit der Sonntagszeitung. (bm)