Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock legt in Europa börsengehandelte Fonds (ETFs) auf, deren Portfolio durch aktive Managemententscheidungen zusammengestellt wird, wie FONDS professionell ONLINE exklusiv erfuhr. Dieser Schritt kann den Markt für aktive ETFs in Europa beleben. In den USA erreicht diese Gattung hohe Wachstumsraten. Dort waren im vergangenen Jahr deutlich mehr aktive als passive ETFs aufgelegt worden. In Europa gilt das Feld dagegen noch als Nische. Hier dominieren ETFs, die einen Börsenindex abbilden. Blackrock ist mit der Marke iShares der mit Abstand größte ETF-Anbieter in Europa.

Die beiden neuen aktiven ETFs setzen auf Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen. Daneben verkaufen die Fondsmanager Index-Call-Optionen. Der Fondsanbieter bringt einmal eine weltweite Strategie und einmal eine auf US-Aktien auf den Markt. Der iShares World Equity High Income ETF und der iShares U.S. Equity High Income ETF werden auf Xetra in Frankfurt, an der Euronext Amsterdam und in Kürze an der Londoner Börse notiert. Die Verwaltungsgebühr gibt der Fondsanbieter mit 0,35 Prozent an.

Nächste Welle
Für die Fonds werde Blackrocks Dividendenstrategie mit den Erfahrungen der Portfoliomanager sowie Erkenntnisse aus der Analyse großer Datenmengen unter Zuhilfenahme maschinellen Lernens kombiniert, heißt es von dem Haus. Die Manager würden die Unternehmen heraussuchen, die sich besser oder schlechter als der Markt entwickeln könnten. Die weltweite Strategie werden Raffaele Savi, Robert Fisher und Anna Hawley lenken. Die US-Strategie verantworten Savi und Fisher zusammen mit Travis Cooke.

"Aktive ETFs bilden die nächste Welle der Produktinnovation", sagt Manuela Sperandeo, Leiterin Smart Beta, nachhaltige und thematische ETFs bei Blackrock, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Viele Gründe sprechen dafür, dass dies ein wichtiger Moment in der Geschichte der ETFs in Europa ist", meint Sperandeo. In der europäischen Fondswelt seien in den vergangenen Jahren bei den Vertriebsmodellen Veränderungen zu beobachten gewesen.

Alten Grenzzaun niederreißen
"Im Zuge des Aufstiegs der Finanzberatung auf Honorarbasis gewinnen ETFs zunehmend an Bedeutung", erläutert Sperandeo. "Dieser Wandel nimmt Fahrt auf. Darauf zu reagieren, verschafft uns einen entscheidenden Vorteil." Ein weiterer wichtiger Treiber des Wandels in der Vermögensverwaltung sei der Aufstieg des "digitalen Investors", etwa über Robo Advisor oder Neobroker. "Viele dieser neuen Akteure bevorzugen ETFs als Vehikel", berichtet die ETF-Expertin. "Diese Dynamik veranlasste uns, auch in Europa die Reise mit aktiven ETFs anzutreten."

Auch die Entwicklung an den Märkten habe Anleger vor Herausforderungen gestellt, sodass ein breiter gefächertes Sortiment an Investment-Werkzeugen notwendig geworden sei. "Wir reißen einen alten Grenzzaun nieder", sagt Sperandeo. Ihr Haus greife nun auf aktives Management zurück, um die Gelegenheiten zu nutzen, die sich auf den Finanzmärkten eröffnen. "Dies bieten wir im Mantel eines börsengehandelten Fonds, der durch seine Transparenz, seine Effizienz und seine Einfachheit besticht", meint die Blackrock-Managerin. "Ich bin davon überzeugt, dass diese Kombination extrem leistungsstark ist."

In Europa noch in der Nische
Die beiden neuen aktiven ETFs von iShares dürften erst der Anfang sein. Weitere Strategien auf verschiedene Anlageklassen könnten folgen, deutete Sperandeo an. In den USA sind aktive ETFs bereits etabliert. So verlieh die Technologie-Investorin Cathie Wood mit ihren Ark-ETFs dem Segment Auftrieb. Mit der Übernahme des Anbieters Rize ETF wird Ark auch in Europa aktiv. Zudem ließ in den USA eine Änderung der Regulierung die Auflage aktiver ETFs für Anbieter attraktiver erscheinen. So sagte etwa Allspring-Chef Joe Sullivan im Interview mit dieser Redaktion, dass sein Haus den ETF-Markt betreten wolle.

In Europa lancierten bislang nur wenige Asset Manager ETFs, die auf einem aktiven Managementansatz fußen. Doch die Zahl wächst. So hat der kalifornische Anleihen-Riese Pimco bereits vor geraumer Zeit eine Reihe aktiver ETFs aufgelegt. Auch die Fondsableger der US-Großbanken, J.P. Morgan Asset Management und Goldman Sachs Asset Management, stiegen in den Bereich ein. Daneben lancierten die Fondsgesellschaften Fidelity und Franklin Templeton aktive Strategien, vor allem im Rentenbereich. Jüngste Neuzugänge in diesem Feld sind Axa Investment Managers und BNP Paribas Asset Management. (ert)