Der Schroder ISF Euro Equity ist das Flagschiffportfolio des britischen Asset Managers im Bereich europäischer Werte. Nicht zu Unrecht: Der rund 4,6 Milliarden Euro schwere Fonds findet sich mit einer Performance von rund 13 Prozent per annum über drei Jahre unter den besten 20 seiner Mornigstar-Vergleichsgruppe (Aktien Euroland Standardwerte) wieder. Bei einem Besuch in der Redaktion von FONDS professionell gab Fondsmanager Martin Skanberg, der das Portfolio seit 2010 betreut, Einblicke in seine Strategie und erklärt, warum er der politischen Tagespresse für seine Arbeit keine Beachtung schenkt.

Herr Skanberg: Welchen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in Europa haben die Wahlergebnisse in Deutschland und in Frankreich?

Martin Skanberg: Die politische Volatilität nimmt im Moment sicher zu, gar keine Frage, hat aber auf die Konjunktur kaum Einfluss. Viel wichtiger ist, dass die Fundamentaldaten im Moment klar für Investitionen in die Eurozone sprechen, da die Einnahmen und die Profite der Unternehmen steigen. Die Firmen selbst waren aber ohnehin auch in der Vergangenheit nie das Problem, sondern die Geldpolitik.

Wie meinen Sie das?

Skanberg: 2011 gab es eine Kreditverknappung, was zu einem geringeren Wachstum des Bruttosozialproduktes führte – eines der bekannten Gesetze der Volkswirtschaftslehre. Hinzu kamen deflationäre Tendenzen, sodass der Preis eines Produktes unter den Herstellungskosten liegen konnte. Das bedeutet konkret negative Margen.

Wie ist die aktuelle Situation?

Skanberg: Wie gesagt, es bessert sich. Die Geldmenge steigt und damit die Versorgung von Unternehmen mit Krediten, was wiederum gut ist, da die Unternehmen wieder investieren. Vor allem aber vergrößert sich ihre Preissetzungsmacht, da auch die Inflation leicht angestiegen ist.

Wie wirkt sich das auf Ihre Investitionen aus?

Skanberg: Wir berücksichtigen makroökonomische Daten so gut wie nicht bei unseren Anlageentscheidungen. Politische Entwicklungen spielen ebenfalls kaum eine Rolle.

Das müssen Sie genauer erklären!

Skanberg: Mein Team und ich verfolgen einen Contrarian-Ansatz. Wir schauen ständig auf die Aktien, die in den vergangenen zwölf Monaten am stärksten abgestraft wurden. Die wichtigste Kennzahl hierbei ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Dann überprüfen wir, wie hoch die Chancen sind, dass sich die Firma wieder erholt. Also etwa, ob sich das Management verändert oder ein Kostensparprogramm initiiert wurde. Dieser Ansatz führt auch dazu, dass wir jährlich 20 Werte kaufen und dafür die 20 verkaufen, die sich am besten entwickelt haben. Das ist nicht einfach, dafür muss man Disziplin haben.

Setzen Sie dabei eher auf Blue Chips oder auch Nebenwerte?

Skanberg: Rund 80 Prozent unserer Titel sind Large-Caps, die übrigen 20 Prozent sind Mid-Caps. Wir müssen uns auch gar nicht die kleinen Werte anschauen, wir finden auch bei den großen Titeln immer genügend, die unterbewertet sind.

Zum Beispiel?

Skanberg: Die Porsche Holding, die die Anteile an VW in Händen hält. Die Firma verfügt über ein sehr hohes Budget für Forschung und Entwicklung. Hinzu kommt, dass die Holding selbst auch verschiedene Geschäftszweige hat, etwa LKWs und Luxusautos. Daher sehen wir gute Chancen für einen Turnaround. Auch die Unicredit Bank ist interessant. Hier gibt es nach den Enttäuschungen der letzten Jahren Fortschritte bei der Eigenkapitalausstattung. Zudem ist das Management um den Vorstandsvorsitzenden gut. Allerdings bedeuten die italienischen Wahlen im kommenden Jahr und die möglichen Konsequenzen für den Bankensektor ein gewisses Risiko.

Das wäre also eine Ausnahme von der oben genannten Regel?

Skanberg: So ist es!

Eine letzte Frage: Für diese Strategie müssen Sie intensiv recherchieren und analysieren. Inwiefern spielen hier die Mifid-II-Vorgaben hinsichtlich der Kosten für externes Research hinein?

Skanberg: Mifid II trifft uns hier überhaupt nicht, da wir auf ein hausinternes Research setzen. Insgesamt elf Analysten untersuchen die Firmen, die wir auf die Beobachtungsliste gesetzt haben. Auch in anderer Hinsicht lässt uns die Mifid II-Regulierung kalt: Der Offenlegung von Transaktionskosten. Diese sind bei uns minimal, da wir ja in erster Linie auf Large-Caps setzen.

Wir danken für das Gespräch! (jb)