Die Wende zu erneuerbaren Energien löst einen hohen Bedarf an Rohstoffen aus, der sich wiederum in Investmentchancen für Anleger ummünzt. Dies sagte Evy Hambro, Portfoliomanager für Rohstoffe und Leiter thematische Investments beim weltgrößten Fondsanbieter Blackrock, im Interview mit FONDS professionell. "Die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen ist in vollem Gange", meint Hambro. "Dieser Umbau erfordert eine ungeheure Menge an Materialien."

So benötige der Bau einer Offshore-Windkraftanlage je Megawatt Leistung das Dreifache an Kupfer wie die Erzeugung per Gas, bei Stahl sei es sogar mehr als das Fünffache, so der Manager. Hambro hat 1997 das Ruder des Blackrock World Mining Fund übernommen. 2002 kam die Verantwortung für den World Gold Fund hinzu. Der World Mining Fund war zeitweise der größte Publikumsfonds Europas. Im Zuge der Flaute an den Grundgüter-Märkten im vergangenen Jahrzehnt war das Fondsvolumen deutlich geschrumpft.

Neue Ära
Hambro sieht nun jedoch eine neue Ära heraufdämmern. "Dem immensen Rohstoff-Bedarf stehen begrenzte Produktionskapazitäten gegenüber", erläutert der Manager. "Die Furcht vor Materialknappheit geht um." Die Preise müssten steigen, damit ein Anreiz für die Schaffung neuer Kapazitäten bestehe. "Doch es dauert Jahre, bis dieser Nachschub auf den Markt kommt", führt Hambro aus. "Vielen Anlegern ist nicht bewusst, was für einen Kraftakt der Umbau von 'brauner' zu 'grüner' Energieerzeugung darstellt – und welche Chancen dies eröffnet."


Wie Evy Hambro und sein Team die Nachhaltigkeit von Unternehmen prüfen, warum sie manchmal Drohnen einsetzen und warum die Goldproduzenten Hambros Meinung nach einen schlechten Job gemacht haben, erläutert der Blackrock-Manager im vollständigen Interview in Ausgabe 1/2024 von FONDS professionell, die in den nächsten Tagen zugestellt wird. Den Artikel finden Sie nach Anmeldung auch hier im E-Magazin.


Zugleich bescheinigt Hambro den Grundgüter-Unternehmen ein Umdenken mit Blick auf die Nachhaltigkeit. "Fragte man die Rohstoff-Unternehmen vor einigen Jahren, ob sie die Dekarbonisierung angehen würden, antworteten zwar viele mit 'Ja'", berichtet der Blackrock-Mann. "Doch echte Überzeugung steckte da nicht dahinter." Denn der aus solchen Investitionen zu erwartende Ertrag sei nicht hoch genug gewesen, um mit dem aus Investitionen in Wachstum, dem Abbau von Schulden oder Aktienrückkäufen und Dividendenausschüttungen mithalten zu können.

Grüne Produktion
"Heute sieht das jedoch ganz anders aus", meint Hambro. "Die Rohstoff-Unternehmen geben inzwischen mehr Geld für die Dekarbonisierung ihrer Herstellungsprozesse aus als für die bloße Steigerung ihrer Produktion." Mit Blick auf die möglichen Gewinnaussichten würden Investitionen in die Dekarbonisierung also viel attraktiver erscheinen. So steige die Nachfrage nach CO2-neutral hergestellten Rohstoffen. "Das Angebot wächst zwar auch, hält aber nicht mit", erläutert der Manager.

Weiterhin sieht der Rohstoff-Experte die Branche nunmehr vor einer Phase mit solidem Wachstum. "Der vorige Zyklus drehte sich nur um das Wachstum Chinas", meint Hambro. Die Industrialisierung der Volksrepublik hatte die Preise an den Grundgüter-Märkten in die Höhe schnellen lassen und Finanzinvestoren angezogen. Diese Hochphase ebbte jedoch in den 2010er Jahren ab. "Die Transformation zu erneuerbaren Energien und von einer 'braunen' zu einer 'grünen' Wirtschaft ist ein viel breiteres, umfassenderes Phänomen", meint Hambro. (ert)