Was die Corona-Krise für Nachhaltigkeitsinvestments bedeutet, hängt ganz davon ab, wie die Menschheit darauf reagiert, sagt Masja Zandbergen, Leiterin des Bereichs Nachhaltigkeitsintegration bei Robeco. Man könnte aus der aktuellen Situation eine Menge lernen: Wasser und Luft sind wegen der gedrosselten Produktion und des eingebrochenen Luftverkehrs so sauber wie seit Jahren nicht mehr. Im Zuge der weltweiten Solidaritätswelle für das Gesundheitswesen agieren zudem viele Unternehmen so sozial wie nie, produzieren Desinfektionsmittel statt Spirituosen oder Schutzmasken statt Kleidung.

Das Coronavirus ist dennoch kein verkappter Segen, stellt Zandbergen klar. Dazu sind seine Auswirkungen auf die Menschheit und auf die Wirtschaft zu drastisch. "Auf längere Sicht werden weitere Anreize erforderlich sein, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen", sagt die ESG-Expertin. Genau darin sieht sie aber eine Chance: Regierungen haben jetzt die Gelegenheit, wirtschaftliche Anreize mit sozialen und ökologischen Faktoren zu kombinieren. 

Umwelt und Soziales müssen Hand in Hand gehen
Ein "grünes" Konjunkturprogramm wäre auch deshalb wichtig, weil der gefallene Ölpreis die Investitionen in erneuerbare Energien drücken dürfte, sagt die Robeco-Spezialistin. Ein anhaltend niedriger Ölpreis könnte dazu führen, dass fossile Brennstoffe am Ende wieder stärker zum Einsatz kommen, obwohl Energie aus Wind und Sonne vielerorts bereits günstiger ist. "Dies würde sich negativ auf die zukünftige Entwicklung und die Nutzung umweltfreundlicher Energiequellen auswirken", erklärt Zandbergen.

In den USA haben Experten für Klima und Sozialpolitik bereits ein Programm zum umweltfreundlichen Umbau der Wirtschaft skizziert, das Umwelt und Soziales miteinander verknüpft, berichtet die ESG-Expertin. "In Europa könnten Anreize für umweltfreundliche Investitionen zur Einhaltung der beschlossenen CO2-Ziele beitragen", sagt sie. In einem zweiten Schritt könnten öffentlicher und privater Sektor zusammenarbeiten, um dafür zu sorgen, dass die Länder Europas die Nachhaltigkeitsziele der UN erreichen. (fp)