Erstmals hat das Vermögen von Fonds, die von den Anbietern als Produkte nach Artikel 8 oder Artikel 9 der Offenlegungsverordnung (SFDR) eingestuft werden, im zweiten Quartal 2023 die Schwelle von fünf Billionen Euro überschritten. Das errechnete der Datenspezialist Morningstar. Bemerkenswert ist der Anstieg, weil es im zweiten Quartal Nettomittelabflüsse gab – also mehr Anteile verkauft als gekauft wurden. Dass das Volumen trotzdem zulegte, liegt laut Morningstar an neu aufgelegten Fonds, Produktaktualisierungen und in geringerem Maße auch an Marktwertsteigerungen.

Insgesamt konnte das verwaltete Vermögen in Artikel-8- und -9-Fonds im zweiten Quartal um 1,4 Prozent zulegen – trotz der kräftigen Nettomittelabflüsse. "Insbesondere Artikel-8-Fonds haben im zweiten Quartal 2023 gelitten und verzeichneten Nettoabflüsse in Höhe von 14,6 Milliarden Euro. Artikel-9-Fonds floss zwar netto neues Geld zu, aber die 3,6 Milliarden Euro waren der niedrigste Wert, der jemals für diese Produkte gemessen wurde", so Hortense Bioy, Global Director of Sustainability Research bei Morningstar.

Neue Produkte
Im zweiten Quartal kamen 161 neue Fonds mit Artikel-8- oder -9-Einstufung dazu. Das sind ungefähr so viele wie im ersten Quartal, aber es ist ein deutlicher Rückgang zu den Quartalszuwächsen in den Vorjahren. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2022 waren es 260 neue Nachhaltigkeitsfonds.

Teils ist die Flaute den Analysten zufolge auf die schlechte Gesamtmarktstimmung samt Inflation und Rezessionstendenzen zurückzuführen. Dazu kommen aber auch Greenwashing-Vorwürfe, die die Anbieter genauso vorsichtiger werden lassen wie die schärfere Regulatorik. So wurden nach einer Klarstellung der ESMA im Sommer 2022 etwa 350 Artikel-9-Fonds auf Artikel 8 herabgestuft. Insgesamt wartet die Branche auf weitere Hinweise zur Fondsklassifizierung und dazu, wie man die Definition einer "nachhaltigen Investition" gemäß Artikel 2/17 der SFDR auslegen soll.

Jeder zweite neue Fonds hat Nachhaltigkeitsmerkmale
Trotz der verhaltenen Dynamik ist der Trend als Gesamtmarktphänomen jedoch noch immer aufrecht: Im zweiten Quartal 2023 machten neu aufgelegte Artikel-8- und Artikel-9-Fonds fast die Hälfte aller in der EU gelaunchten Fonds aus.

Deutlich verlangsamt haben sich laut Morningstar die Neueinstufungen. Etwa 180 Fonds wurden im zweiten Quartal von Artikel 6 (keine beworbenen Nachhaltigkeitsmerkmale) auf Artikel 8 (Nachhaltigkeitsaspekte) hochgestuft, sechs Fonds hingegen von Artikel 9 (Impact) auf Artikel 8 herunter. Sieben am Pariser Klimaabkommen orientierte Indexfonds von Handelsbanken, die von Artikel 9 auf Artikel 8 herabgestuft worden waren, wurden wieder auf Artikel 9 zurückgestuft. (eml)