Private Equity: "Privatkunden auszuschließen ist ein großer Fehler"
Privates Investorenkapital ist in der österreichischen Unternehmenswelt nicht verankert. Und weil es keine Private-Equity-Kultur gibt, fehlen Anlagemöglichkeiten für Privatkunden. RWB-Managerin Birgit Schmolmüller hofft, dass sich das bald ändert.
In den österreichischen Private-Equity-Markt kommt mehr und mehr Leben, die Impulse dafür kommen jedoch häufig aus dem Ausland, wie zwei aktuelle Beispiele zeigen. Seit einigen Wochen ist die französische Beteiligungsgesellschaft Crédit Mutuel Equity (CME) hierzulande aktiv und startete mit einem Investment in einen Chipkartenhersteller in Tirol. Und kürzlich schlossen Fidelity International und das Fintech Moonfare eine strategische Vertriebspartnerschaft, über die auch unter anderem österreichischen Anlegern Zugang zu Private-Equity-Anlegen verschafft werden soll.
Die RWB Gruppe ist in Bayern beheimatet und von dort aus international tätig. In Österreich ist das Unternehmen seit 2006 mit einer Niederlassung in Innsbruck vertreten. An der Spitze steht Geschäftsführerin Birgit Schmolmüller. Sie sieht die Entwicklung im österreichischen Private Equity-Markt „prinzipiell sehr positiv“. Leider seien die Initiativen von heimischen Investoren erst angestoßen worden, als die Wirtschaft wegen der Coronakrise Unterstützung benötigte. "Es gab jedoch schon davor Bedarf nach Private Equity", betont Schmolmüller im Gespräch mit FONDS professionell.
Herzstück der RWB Gruppe sind international investierende Dachfonds, die bis zur Regulierung der Alternativen Investmentfonds auch österreichischen Privatanlegern zur Verfügung standen. Durch das AIFM-Gesetz wurde der Zugang jedoch begrenzt, obwohl das Investmentrisiko aufgrund der Fund-of-Fund-Struktur vergleichsweise moderat ist. Deshalb sagte Schmolmüller im ausführlichen Interview: "Privatkunden von dieser Assetklasse auszuschließen ist ein sehr großer Fehler."
Eine liberalere Regelung im AIFM-Gesetz ist weiter nicht Sicht, dennoch hat RWB die Hoffnung nicht aufgegeben. Als Alternativprodukt bietet das Unternehmen Privatkunden eine fondsgebundene Lebensversicherung mit dem Anlageschwerpunkt Private Equity, die laut Schmolmüller nach intensiver Überzeugungsarbeit von Vermögensberatern und Versicherungsmaklern gut angenommen wird. (ae)
Das vollständige Interview mit Hintergrundinformationen zur Private Equity-Polizze lesen Sie in der FONDS professionell-Ausgabe 1/2021 ab Seite 148.
