Als sich vor sieben, acht Jahren Start-ups auf den Weg machten, den Vertrieb von unternehmerischen Beteiligungen mit einem digitalen Angebot zu modernisieren, wurden sie von der Old Economy müde belächelt. In Österreich herrschte wie in Deutschland die Meinung vor, dass Crowdfunding-Plattformen nur Eintagsfliegen sind, die bald wieder von der Bildfläche verschwinden. Das war, wie man heute weiß, eine Fehleinschätzung. Zwar haben es viele Plattformen nicht geschafft zu überleben, aber gleichzeitig haben sich einige etabliert und inzwischen respektable Umsätze erzielt.

Zu den Hartgesottenen der Crowdfunding-Branche zählt Dagobertinvest in Wien. Das Unternehmen mit der gleichnamigen Internetplattform konzentriert sich auf die Platzierung von Nachrangdarlehen, die Anleger an Immobilienunternehmen ausreichen. "Im gesamten Crowdinvestingmarkt haben die Immobilien 70 bis 80 Prozent Umsatzanteil", berichtet  Geschäftsführer Andreas Zederbauer im Gespräch mit FONDS professionell.

Kurze Laufzeiten mit hohen Zinsversprechen
Die Laufzeiten sind kurz und die Emittenten locken mit jährlichen Zinsen von sieben bis neun Prozent. Die Schlagzahl bei neuen Angeboten ist hoch. Die Emissionsvolumina betragen in der Regel nur einige hunderttausend Euro und so bringt Dagobertinvest ein Angebot nach dem anderen in den Vertrieb. Seit der Gründung 2015 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 222 Projekte finanziert und dafür 95,4 Millionen Euro Investorenkapital akquiriert. Davon sind 30,9 Millionen Euro zu­züglich Zinsen zurückgezahlt.

Das Crowdinvesting steht allerdings immer wieder in der Kritik, weil die Produkte anders als Fonds und Wertpapiere nur geringfügig ­reguliert sind. Außerdem beteiligen sich Investoren nicht – wie häufig in der Crowdfunding-Werbung suggeriert wird – an einer Immobilie, sondern sie geben den Projektentwicklern lediglich risikobehaftete Darlehen. Deshalb sagt Zederbauer im Interview mit FONDS professionell ganz offen: "Wir vermitteln Risikokapital, und aus diesem Grund sage ich immer, dass es die Aufgabe der Plattform ist, das Risiko zu begrenzen."

Anleihe statt Nachrangdarlehen
Im vergangenen Sommer hat Dagobertinvest "Mini-Bonds für vermögende Privatinvestoren, Vermögensverwalter und Family Offices" angekündigt. "Der Wunsch für dieses Produkt ist von vermögenden Anlegern an uns herangetragen worden, die lieber ein endbesteuertes Investment haben möchten. Deshalb haben wir geprüft, was wir im Rahmen des Alternativfinanzierungsgesetzes machen dürfen", erklärt Zederbauer. Daher bietet die Plattform einem Teil ihrer Kunden Namensschuldverschreibungen an, die regulatorisch als Veranlagung gelten, aber steuerrechtlich als Wertpapier, bei dem für die Zinsen Kapitalertragsteuer anfällt. (ae)


Das vollständige Interview mit Andreas Zederbauer, in dem es unter anderem um das Wesen von Immobilien-Crowdinvestments, die EU-Verordnung für European Crowdfunding Service Provider (ECSP-VO) und internationale Aktivitäten geht, lesen Sie in der Heftausgabe 4/2021 von FONDS professionell ab Seite 142 oder im E-Magazin (Anmeldung erforderlich).