Der Fondsanbieter Pioneer Investments und die Asset-Management-Einheit der spanischen Großbank Santander arbeiten weiterhin an ihrem Zusammenschluss – trotz des Chefwechsels an der Spitze des Pioneer-Mutterkonzerns Unicredit. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte gegenüber FONDS professionell ONLINE, dass die behördlichen Genehmigungsprozesse weiter laufen und es zu diesem Zeitpunkt nichts weiter hinzuzufügen gebe.

Zur Frage, ob die Zentrale des neuen Fondsriesen weiterhin wie urspünglich geplant in London stehen soll, äußerte sich die Sprecherin nicht. Großbritannien möchte aus der Europäischen Union austreten, was die britische Hauptstadt für Asset Manager deutlich unattraktiver macht. Eine offizielle Verlautbarung, dass das neue Unternehmen deshalb in einer anderen Stadt sitzen soll, gibt es bislang jedoch nicht.

Stellt der neue Chef alles auf den Prüfstand?
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte Ende Mai gemeldet, der Nachfolger des geschassten Unicredit-Chefs Federico Ghizzoni werde die Fusion erneut prüfen. Die Chance, dass sie gar nicht zustande käme, sei groß.

Das waren der schlechten Nachrichten nicht genug, denn Ende Juni votierte die Mehrheit der Briten für den Brexit. Wird der EU-Austritt tatsächlich vollzogen, kann ein Londoner Asset Manager seine Produkte nicht mehr ohne Weiteres in der ganzen Europäischen Union vertreiben. Das macht es unwahrscheinlich, die Zentrale ausgerechnet dort anzusiedeln. Für London spricht allerdings, dass dort sowohl Pioneer als auch Santander AM bereits mit großen Büros vertreten sind und viele Asset-Management-Talente in der Stadt wohnen.

Unicredit will das Kernkapital stärken
Selbst wenn die Fusion mit Santander AM scheitern sollte, dürfte Unicredit an dem Plan festhalten, Pioneer zumindest teilweise zu verkaufen. Der Deal soll helfen, das Kernkapital der Mailänder Großbank zu stärken – ein wichtiges Argument insbesondere in einer Zeit, in der sich die italienische Bankenkrise verschärft.

Unicredit und Santander hatten die Verschmelzung ihrer Fondssparten bereits im April 2015 beschlossen. Aus der Fusion soll einer der zehn größten Asset Manager Europas mit einem verwalteten Vermögen von 400 Milliarden Euro entstehen.

Komplexes Gebilde
Bislang gehört Santander Asset Management zu 50 Prozent der Santander Bank, die andere Hälfte wird von den US-Beteiligungsgesellschaften Warburg Pincus und General Atlantic gehalten. Pioneer ist eine 100-Prozent-Tochter der Unicredit.

Nach der Fusion – falls sie denn zustande kommt – soll das US-Geschäft der neuen Gesellschaft zu je 50 Prozent Unicredit und den Private-Equity-Firmen gehören. Die Anteile am Geschäft außerhalb der Vereinigten Staaten sollen zu je einem Drittel bei Unicredit, Santander und den beiden Beteiligungsgesellschaften liegen. (bm)