Mit dem ReGeneration-Fond hat die Schweizer Gesellschaft Pictet Assetmanagement vergangenen September ihre Themenfondspalette um das Sujet der Biodiversität erweitert. Zu einer Präsentation, die unlängst in Wien stattfand, kam das Fachpublikum auch aus Interesse, wie man diese Nische in einer Aktienstrategie umsetzen könne, wie von Teilnehmern am Rande der Veranstaltung zu hören war. Die Auflösung: Wer bei Biodiversität an Saatgut und Bienensterben denkt, liegt zwar richtig. Der ReGeneration-Fonds spannt den Bogen jedoch weit über die Artenvielfalt hinaus und konzentriert sich auf eine regenerative Wirtschaft. Darunter sind Unternehmen zu verstehen, die einen Ausstieg aus schädigenden Szenarien ermöglichen.

Neben klassischen "grünen Themen" wie Recycling und Windkraft räumt Fondsmanager Gabriel Micheli auch sozialen Komponenten viel Platz ein. "Es ist wichtig, dass die Menschen miteinbezogen werden", sagt er. Man investiere in Unternehmen, die Menschen in die Lage versetzen, Teil der Lösung des "planetaren Notstands" zu sein. Daher gehört zum Beispiel auch die Bank Rakyat Indonesia (BRI) momentan zu den größten Portfoliotiteln. Das Kreditinstitut vergibt Geld zu über 80 Prozent an Kleinst- bis Mittelbetriebe vor allem in ländlichen Gebieten. Das Mikrofinanzierungssegment wachse mit bis zu zwölf Prozent im Jahr 2023 stark und sei hochprofitabel, so Micheli.

"Planetare Grenzen"
Die breit gefasste Betrachtungsweise der Biodiversität hat das Fondsmanagement dem Konzept der "Planetaren Grenzen" entnommen. Dieses wurde 2009 vom Stockholm Resilience Center und anderen Wissenschaftlern entwickelt und definiert etliche Bereiche in denen es bei Grenzüberschreitungen zu irreversiblen Schäden oder weitreichenden Einschnitten kommt. Ein solcher Bereich ist die Biodiversität.

Dass der Verfall der Biodiversität und die massiven Einschnitte in die Natur die globale Wirtschaft bedrohen, ist mit einfachen Zahlen belegbar. Mehr als die Hälfte des globalen Bruttoinlandsproduktes (BIP) sei nach einer Aufstellung des World Economic Forum direkt auf die Natur angewiesen, so Micheli. Beunruhigend ist angesichts dessen einmal mehr der bisherige Verlust der biologischen Vielfalt: Allein zwischen 1970 und 2015 habe die Zahl wildlebender Wirbeltiere um fast 70 Prozent abgenommen. "Wir haben gesehen, dass Unternehmen mit einer schlechten CO2-Bilanz heute häufig eine schlechte Bewertung haben. Ich denke, dass wir im Bereich der Biodiversität dasselbe sehen werden", erklärt Micheli.

Gute Wachstumschancen
Im Anlageuniversum des ReGenaration-Fonds gibt es laut Micheli ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von zehn Prozent in den kommenden zwei Jahren. Abseits der bereits erwähnten sozialen Komponenten, bei denen es um Themen wie finanzielle Teilhabe geht, sucht das Fondsmanagement die Aktien gezielt entlang vier weiterer Bereiche aus: Weniger verbrauchen, länger nutzen, Wiederverwenden und "Wiederherstellung und Erneuerung".

Darunter fallen etwa Unternehmen, bei denen aufgrund ihrer effizienzsteigernden Produkte hohes Wachstum zu erwarten sei, wie zum Beispiel beim Warenerfassungssystemeanbieter Zebra, oder bei Dassault Systems, deren Software hilft, Ressourcen in der Produktion zu sparen. Im Bereich Wiederverwertung sind durchaus bekannte Namen wie Ebay oder Thredup (Second Hand Kleidung) zu finden. Ein "grüner" Klassiker hingegen ist Weyerhaeuser, einer der global größten Forstbesitzer und Holzproduzenten. Das Portfolio des Artikel-9-Fonds ("Impact") besteht aus um die 50 Aktien. Es gibt keine Einschränkungen bezüglich Region, Sektor oder Marktkapitalisierung. Ziel ist es, den Weltaktienmarkt bei ähnlichen Risiken langfristig zu übertreffen. (eml)