Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie brach für Anleger im Clartan Patrimoine eine Zeit der harten Prüfung an. Über zwei Jahre hinweg notierte der defensive Euro-Mischfonds auf den hinteren Plätzen seiner Peergroup. Seit Anfang vergangenen Jahres läuft es offensichtlich wieder für den von Elizabeth de Saint Leger gemanagten Fonds. Im Jahr 2022 musste zwar auch der Clartan Patrimoine ein Minus von leicht über fünf Prozent hinnehmen, konnte aber Benchmark und Vergleichsgruppe klar outperformen. Das gilt auch für das ablaufende Jahr, in dem die Fondsmanagerin sich mit einem Plus von mehr als 4,5 Prozent per Ende November im ersten Quartil ihrer Kategorie klar behaupten konnte. Wir haben mit dem Deutschlandchef von Clartan Associés dazu gesprochen.


Herr Linden, der Clartan Patrimoine zählt zu den Flaggschiffen einer Gesellschaft wie Clartan Associés, hatte in den letzten Jahren aber streckenweise schwere Zeiten durchzustehen. Woran hat es gelegen?

Patrick Linden: Die Negativ-Zinspolitik der EZB der vergangenen Jahre barg zwei essenzielle Herausforderungen: Einerseits war mit Anleihen im Investment-Grade-Bereich ohne Währungsrisiken aufzunehmen wirklich nichts zu verdienen, sofern man sich im kurzlaufenden Bereich positionieren wollte. Und zum Zweiten stand dauernd das Risiko eines starken Zinsanstiegs im Raum, was für Anleihen mit langen Laufzeiten immer ein hohes Kursverlustrisiko darstellt, wie wir 2022 eindrücklich gesehen haben. Das war für uns jedenfalls Anlass genug, uns von Langläufern fernzuhalten.

2022 haben Sie allerdings verhältnismäßig gut gemeistert, und seit gut einem Jahr läuft es wieder richtig gut in Ihrem Fonds. Was haben Sie im Management des Fonds geändert?

Linden: Wir hatten uns auf den Zinsanstieg bereits seit einigen Jahren vorbereitet und mit einem umfangreichen Portfolio an variabel verzinsten Unternehmensanleihen positioniert. Die haben vor zwei Jahren zwar nicht viel abgeworfen, aber sie hatten den großen Vorteil, im Falle eines eventuellen Zinsanstieges eine hohe Kurstabilität aufzuweisen. Der massive Zinsanstieg ist 2022 unter Federführung der internationalen Zentralbanken zur Realität geworden und hat viele Wettbewerber kalt erwischt. Clartan Patrimoine konnte sich 2022 sowohl auf der Rentenseite sehr gut halten und zugleich mit einem moderaten Aktienanteil sehr komfortabel in das Jahr 2023 starten. Der aktive Managementansatz hat hier klar seine Vorteile im Vergleich zu einem ETF gezeigt, und das genau zu dem Zeitpunkt, als es darauf ankam.

Dennoch sieht ja auch Ihre Gesellschaft schwierigen Zeiten entgegen. Nicht nur die geopolitischen Risiken nehmen zu, auch die Zinsen werden vorerst noch hoch bleiben. Wie ist der Fonds heute positioniert?

Linden: Ein großer Teil des Zinswegs von Fed und EZB ist geschafft. Daher haben wir im Laufe des ersten Halbjahrs 2023 die Floater-Anleihen reduziert und die Duration des Fonds von 0,7 auf inzwischen 2,3 erhöht. Damit ist auch die Performance auf aktuell über 4,5 Prozent gestiegen. Gleichzeitig haben wir die Anleihenqualität von "BBB-" auf "BBB" verbessert. Von weiteren signifikanten Zinserhöhungen gehen wir vorerst nicht mehr aus. Wir haben im Hinblick auf die geopolitischen Herausforderungen und die damit einhergehende Verunsicherung und höhere Aktienmarktvolatilität die Aktienquote von 35 Prozent im Februar auf aktuell unter fünf Prozent reduziert.

Für wen speziell eignet sich der Fonds aus heutiger Sicht?

Linden: Die Menschen sind verunsichert und suchen wieder vermehrt Ertragsmöglichkeiten in Festgeldern. Im Grunde frei nach dem Motto "Cash is King". Aber sie ignorieren dabei im Prinzip, dass die Inflation sich weiterhin als "sticky", sprich hartnäckig erweist. Wer als Berater das Kapital seiner Kunden ohne große Schwankungsrisiken flexibel anlegen möchte, um dem Kunden Optionen offen zu halten und zumindest einmal den Realwert zu erhalten, ist mit Clartan Patrimoine auf absehbare Zeit sicher sehr gut bedient. Zudem bieten Fonds generell große Vorteile gegenüber Bankeinlagen. Wir haben im März dieses Jahres mit der SVB-Bank-Pleite und der Schieflage der Credit Suisse gesehen, wie schnell Banken Probleme bekommen können. Bankeinlagen sind dann nur bis 100.000 Euro staatlich geschützt. Ein Investmentfonds als Sondervermögen bietet hier wesentlich mehr Sicherheit und Liquidität im Vergleich zu Festgeldern.

Wann würden Sie die Aktienquote wieder erhöhen?

Linden: Bis auf Weiteres besteht dazu keine Notwendigkeit, da der Fonds das Ziel verfolgt, das Anlegerkapital nominal und real zu erhalten, sprich Schwankungen zu vermeiden und die Inflation auszugleichen. Mit den aktuellen Rahmenbedingungen schaffen wir das komfortabel mit einem überwiegend aus Anleihen bestehenden Portfolio. Sollte es aber in nächster Zeit zu einer ausgeprägten Korrekturphase an den Aktienmärkten kommen, in der nach entsprechender Übertreibung nach unten beliebte "Must Have"-Titel quasi "verschenkt" werden, so werden sicher auch wir den Fonds wieder selektiv stärker in Aktien allokieren.

Vielen Dank für das Gespräch! (hh)