Institutionelle Geldmarktinvestoren sollen bald Zusatzangebote für die nachhaltigen Anleihen der Republik Österreich bekommen. Wien will damit das Käuferpublikum ausdehnen, in einem Umfeld, in dem sich die Europäische Zentralbank zunehmend als Käuferin aus dem Markt zurückzieht. Das berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg".

Im nächsten Jahr will Österreichs Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) mindestens 5,1 Milliarden Euro über die Emission grüner Wertpapiere beschaffen, wie die Finanzierungspläne für 2023 zeigen. Unter anderem sollen erstmals grüne Austrian Commercial Paper (ACP) in US-Dollar und Pfund Sterling begeben werden. Bereits im Vorjahr hatte Österreich für ein Novum am Markt der nachhaltigen Staatsanleihen gesorgt, als das Land die weltweit ersten grünen Geldmarktpapiere (Kurzläufer) ausgab. Die grüne Strategie könnte im volatilen Umfeld als Stabilisierungsfaktor wirken.

Ein Anlegermarkt, kein Emittentenmarkt
"Bei den beiden ersten Transaktionen haben wir festgestellt, dass wir etwa 20 Prozent mehr Investoren erreichen konnten", erklärte OeBFA-Geschäftsführer Markus Stix im "Bloomberg"-Interview. "Das ist hilfreich, wenn wir uns die aktuelle Marktsituation mit hoher Volatilität und
einem weiteren Rückzug der EZB ansehen." Um die ehemals rekordniedrigen Refinanzierungskosten am Markt zu sichern, waren die Wiener 2017 die ersten, die eine Jahrhundertanleihe im Benchmarkvolumen begaben. Nun geht der Trend zu Kurzläufern. Mit dem Anstieg der Zinsen ist die Nachfrage nach Duration gesunken. Österreich will den Laufzeitdurchschnitt im Portfolio knapp über zehn Jahren halten.

Im Straffungszyklus der EZB rechnen Volkswirte 2023 mit dem Zinsmaximum. Stix sieht den effektiven Durchschnittszins im österreichischen Schuldenportfolio 2023 weiter steigen. Bislang ging es 2022 drei Basispunkte aufwärts auf 1,20 Prozent.

"Es handelt sich eindeutig um einen Anlegermarkt und nicht um einen Emittentenmarkt, und man muss bei der Wahl der Laufzeiten und Volumina für das Jahr vorsichtiger sein", so Stix. "Wir haben diese Negativzinsen für einen langen Zeitraum festgeschrieben, und das hilft. Ein Anstieg von drei Basispunkten innerhalb eines Jahres ist nicht dramatisch." (eml)