Der Quantex Global Value Fund hat seinen Anlegern seit Jahresbeginn ein Plus von gut 15 Prozent beschert. Das ist durchaus bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass der durchschnittliche Fonds der Morningstar-Kategorie "Aktien weltweit Flex-Cap" satte acht Prozent im Minus notiert. Schon in den Vorjahren hatte Portfoliomanager Peter Frech wiederholt mit einer guten Performance auf sich aufmerksam gemacht, was ihm in diesem Jahr den ÖSTERREICHISCHEN FONDSPREIS in der Kategorie "Aktienfonds global" bescherte. Im Interview mit FONDS professionell ONLINE erläutert Frech, der seit 2007 für Quantex arbeitet, die Hintergründe der jüngsten Outperformance.


Herr Frech, Ihr Fonds lief jahrelang mehr oder weniger mit dem breiten Markt mit. Seit zwei Jahren zeigt sich nun eine erstaunliche Outperformance. Wie ist das zu erklären?

Peter Frech: Ein Teil davon ist sicherlich auf den Rückenwind für Value-Aktien zurückzuführen. Davon profitieren wir natürlich. Wichtiger ist aber die Titelauswahl. Wir haben beispielsweise recht früh angefangen, Ölaktien zu kaufen – diese Anlagechance haben selbst viele Value-Fonds verschlafen.

In Ihrem Portfolio finden sich zahlreiche Titel aus Branchen, die nicht wirklich als nachhaltig gelten dürfen: Tabakkonzerne, Ölfirmen, Brauereien, Goldminen… Ist das im Vertrieb kein Hemmnis?

Frech: Nein, im Gegenteil. Wir heben uns ab vom ESG-Einheitsbrei, und das wissen viele zu schätzen. Wenn wir mit Investoren reden, hören wir oft: "Endlich mal jemand, der über Rendite spricht und nicht nur über Nachhaltigkeit." Viele Anlageberater sind frustriert, wenn Fondsgesellschaften ihre schlechte Performance hinter schönen ESG-Slides verstecken. Auf vielen Folien sehen Sie doch nur noch grüne Bäume, aber kaum noch Informationen zum Portfolio.

Ganz am Thema Nachhaltigkeit kommen Sie aber sicherlich nicht vorbei. Zumindest im Risikomanagement spielt das eine Rolle: Sie wollen bestimmt keine Unternehmen im Portfolio haben, denen wegen ESG-Problemen das Aus droht.

Frech: Das stimmt, ist aber ein Randaspekt. Wir verwenden viel Zeit darauf, die potenziell größten Verliereraktien auszusieben. Zyklische Firmen mit hohen Schulden meiden wir beispielsweise, weil wir wissen, dass solchen Unternehmen jederzeit eine Nahtoderfahrung droht. Da spielen ESG-Aspekte schon mit rein, sie sind aber selten entscheidend. Es ist beispielsweise eine Tatsache, dass der weltweite Ölverbrauch weiter steigt, auch wenn alle so tun, als würden wir in zehn Jahren nur noch elektrisch fahren. Wo soll der ganze Strom denn herkommen? Erst mit dem Ukrainekrieg wurde den Menschen wieder bewusst, dass es ohne Öl und Gas eben doch nicht geht. Bei den Energieaktien gab es eine offensichtliche Verzerrung zwischen der Markterwartung einerseits und den Fundamentaldaten andererseits. Solche Situationen lieben wir, weil sie tolle Chancen bieten.

Wie finden Sie die Aktien für Ihren Fonds?

Frech: Im ersten Schritt suchen wir mit einem quantitativen Screening weltweit nach günstig bewerteten Titeln. Dann beginnt die eigentliche Arbeit: der Qualitätscheck. Wir wollen wissen, ob die Aktie so billig ist, weil sie einem potenziell tödlichen Risiko ausgesetzt ist, oder ob es sich bei der Bewertung um ein temporäres Phänomen handelt, weil das Unternehmen oder die Branche an der Börse ein Image-Problem hat. Über Ölaktien hatten wir schon geredet. Ein anderes Beispiel sind britische Aktien. Die wurden nach dem Brexit-Entscheid generell mit Abschlag gehandelt, selbst Unternehmen, die global tätig sind und denen der Brexit ehrlich gesagt egal sein kann. So versuchen wir die typischen Value-Fallen zu umgehen. Rein quantitativ geht das nicht.

Wenn Sie sich die Unternehmen so genau anschauen, warum haben die Aktien in Ihrem Fonds dann alle das gleiche Gewicht? Logisch wäre es doch, den Aktien mit dem meisten Potenzial auch das höchste Gewicht einzuräumen.

Frech: Das sollte man meinen. Die Erfahrung zeigt aber, dass dem nicht so ist. Oft entwickeln sich die Aktien am besten, die man eigentlich nicht mag, sondern nur gekauft hat, weil sie im Screening mit guten Kennzahlen auftauchten. Die Favoriten, denen man die größte Kurssteigerung zutraut, enttäuschen dagegen häufig. Die Gleichgewichtung hilft, sich in diesem Punkt selbst zu disziplinieren.

Zurück zur Wertentwicklung Ihres Fonds: Die jüngste Outperformance ist, wie Sie selbst sagen, zumindest zum Teil auf die Value-Wende zurückzuführen. Aber wie haben Sie es eigentlich geschafft, die Jahre vorher mit dem Markt mitzuhalten, als quasi nur Growth-Aktien gefragt waren?

Frech: Das ist die Leistung, die uns mit mehr Stolz erfüllt als die Performance der vergangenen beiden Jahre, auch wenn die auf dem Papier natürlich bemerkenswerter aussieht. Wir verfolgen nicht den einen einzigen Value-Ansatz, an dem wir dauerhaft festhalten, sondern orientieren uns je nach Marktumfeld neu. Im Kern wechseln sich zwei Strategien ab: Es gibt Zeiten, in denen wir vor allem schrottbillige Zykliker kaufen. Und in den vergangenen Jahren haben wir häufiger wie Warren Buffett investiert, also nach Qualitätsaktien zu einem fairen Preis Ausschau gehalten. Die typischen FANG-Aktien wie Facebook, Amazon und Co. waren uns immer zu teuer. Aber Qualitätsaktien wie Mastercard zum Beispiel hatten wir zeitweise mal im Portfolio.

Sie hatten im Juni angekündigt, den Fonds zu schließen, wenn das Volumen 1,2 Milliarden Schweizer Franken erreicht. Ist das schon passiert?

Frech: Wir sind knapp vor dieser Grenze. Ist sie erreicht, geben wir keine neuen Anteile mehr aus. Investiert werden kann dann nur noch, wenn zuvor Anteile zurückgegeben wurden.

Warum ist dieser Soft-Close überhaupt nötig? Sie investieren doch global über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg, sind also in einem sehr großen Anlageuniversum unterwegs.

Frech: Die Zahl der Aktien, die unsere Bewertungskriterien erfüllen, ist aber überschaubar. Wir legen großen Wert auf eine gewisse Liquidität, um nicht in einzelnen Wertpapieren gefangen zu sein. Wir haben mal nachgerechnet: Mit jeder Verdopplung des Fondsvolumens verlieren wir ein Drittel unseres Anlageuniversums. Noch vor einigen Jahren konnten wir in brasilianische Nebenwerte investieren, das geht mittlerweile nicht mehr. Um die Renditeaussichten nicht zu sehr zu schmälern, müssen wir das Volumen begrenzen.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)