Klassische Dividendenindizes sind in der Regel weniger volatil als der Referenzindex und im Zeitverlauf relativ stabil. "Im Fall einer Korrektur können sie allerdings zu höheren maximalen Verlusten führen", sagt Eric Wiegand, der bei der DWS die Vertriebsstrategie der Xtrackers-ETFs in Europa und der Region Asien-Pazifik verantwortet. "Zudem fehlt ihnen die Prognosequalität, da sie sich bei der Auswahl der Indexmitglieder lediglich an Vergangenheitsdaten orientieren."

Diese eindimensionale Betrachtung, die Aktien mit hohen Ausschüttungen zur Maximierung der Dividende in den Fokus stelle, führe laut langfristigen MSCI-Rückrechnungen nicht zum besten Rendite-Risiko-Verhältnis, betont Wiegand. "So brachte eine reine Maximierung der Dividende eine Rendite von zehn Prozent bei einer Volatilität von über 20 Prozent, das führte zu einer Sharpe Ratio von 0,29", berichtet der ETF-Profi. "Wenn maximale Dividenden nicht im Fokus stehen, war dagegen eine höhere Rendite von knapp zwölf Prozent bei einer geringeren Volatilität von unter 20 Prozent möglich, und damit eine höhere Sharpe Ratio von 0,42."

Indexanbieter versucht sich an Buffetts Ideen
Wiegand verweist auf die Investorenlegende Warren Buffett: "Er betont, dass der nachhaltige Wettbewerbsvorteil der Schlüssel zum erfolgreichen Investment ist. Nur Unternehmen, die einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil aufweisen, können Investoren mit hohen und kontinuierlichen Ausschüttungen an ihrem wirtschaftlichen Erfolg beteiligen." Um die künftige Performance einer Dividendenaktie besser einschätzen zu können, müsse man entsprechend mehr als reine Zahlen betrachten.

Genau dies versucht Morningstar mit einem neuen Indexkonzept namens "Dividend Yield Focus Indices": Es soll die Nachteile traditioneller Dividendenindizes ausmerzen, indem es an Buffetts Idee anknüpft. Je größer der Wettbewerbsvorteil ist, desto besser werden laut Morningstar die künftigen Renditen des Unternehmens durch einen "Burggraben" ("economic moat") abgesichert. Der 200 Titel umfassende Developed-Markets-Dividend-Yield-Focus-Index macht den Wettbewerbsvorteil neben der Dividendenrendite zum zentralen Auswahlkriterium, welche Titel im Index landen.

"Hier scheint das Kalkül aufzugehen", sagt Wiegand. "Im Backtesting geht der Index bis zu 90 Prozent der Aufwärtsperformance seiner Benchmark mit, aber nur 86 Prozent der Abwärtsperformance." Der den US-Markt abdeckende Index nehme an bis zu 77 Prozent der Aufwärtsperformance der Benchmark teil, aber nur mit 61 Prozent an der Abwärtsperformance.

Indizes mit "qualitativer und prognostischer Komponente"
Zusätzliche Stabilität sollen die Morningstar-Dividendenindizes durch einen "Ausfallindikator" erhalten. "Dieser macht das Risiko transparent, ob ein Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnte", erläutert Wiegand. Die endgültige Auswahl der Indexmitglieder folge dann entsprechend ihrer jährlichen Dividendenrendite in absteigender Reihenfolge.

Weil Morningstar nicht nur die Dividendenrendite, sondern auch den Wettbewerbsvorteil und die finanzielle Stabilität berücksichtige, enthielten die Indizes eine "qualitative und prognostische Komponente", so Wiegand, während vergleichbare Barometer anderer Anbieter auf rein quantitativen, vergangenen Daten beruhten. Xtrackers bietet zwei ETFs an, die auf dem neuen Morningstar-Konzept basieren. (bm)