Die Landespolizeidirektion (LPD) Salzburg ruft mögliche Opfer der Plattform "Cortana World" auf, sich zu melden. Das Unternehmen, das sich als Krypto- und Forex-Portal ausgibt, steht im Verdacht, schweren gewerbsmäßigen Betrug begangen zu haben, heißt es in einer Aussendung des österreichischen Innenministeriums. Bislang wurden österreichweit 15 Opfer identifiziert. Die Polizei vermutet, dass es weitere Betroffene gibt.

Gegen die beiden Geschäftsführer der Plattform werde wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt. Auf der Internetseite von "Cortana World" wird Krypto- und Forex-Trading mittels künstlicher Intelligenz (KI) angepriesen. Ermittler fanden jedoch keine Hinweise auf eine KI-Anwendung. "Es besteht der dringende Verdacht eines vermeintlichen Pyramidenspiels mit vorwiegender Nutzung von Kryptowährungen", so das Innenministerium.

Oberösterreicher als Hauptverdächtige
Das Unternehmen gibt auf seiner Homepage an, in Kingstown, St. Vincent and the Grenadines zu firmieren. Bei den beschuldigten Geschäftsführern der Plattform handelt es sich um einen 25-Jährigen aus dem Bezirk Braunau und einen 31-Jährigen aus dem Bezirk Vöcklabruck, wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) aus Polizeiangaben berichten. Vor "Cortana World" hatte vergangenen September bereits die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA gewarnt.

Laut Innenministerium haben Opfer den Verantwortlichen teilweise Bargeld übergeben, ohne einen Nachweis darüber zu erhalten, was mit dem Geld passiert. "Cortana World" verspricht zudem Kunden, die Partner werden, ein passives Einkommen. Entgegen der Versprechung kam es jedoch auf diese Weise zu Verlusten, wie die Ermittler betonen. Wer durch Investitionen auf der Plattform zu Schaden gekommen ist, wird gebeten, sich beim Kriminalreferat Salzburg unter der Telefonnummer 059 133 55 3333 zu melden. Dort erhalte man weitere Informationen und Hilfe.

Cannabis und Immobilien: Eigenes Ermittlerteam der WKStA
Bei "Cortana World" handelt es sich um einen von mehreren schweren Fällen, die in Österreich innerhalb kurzer Zeit bekannt wurden. Erst vor rund zwei Wochen hatte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) darüber informiert, dass sie eine eigene Ermittlergruppe für mehrere ähnlich gelagerte Betrugstaten eingerichtet hat, bei denen ein Schaden von rund einer halben Milliarde Euro entstanden sein dürfte. Es gab zahlreiche Hausdurchsuchungen und mittlerweile auch Anklagen; gegen etliche Österreicher wird ermittelt.

Im größten Fall geht es um die Plattform "Juicy Fields", die seit Anfang 2020 hohe Renditen durch Investitionen in Anbau und Verkauf von medizinischem Cannabis versprochen hatte. Laut WKStA dürfte das Anlegerkapital zum überwiegenden Teil nie investiert worden sein. Allein in Österreich sollen dadurch über 5.500 Personen Geld verloren haben, die Schadenssumme lag Anfang August bei 19 Millionen Euro, europaweit sollen es 400 Millionen Euro sein. Die WKStA ermittelt gemeinsam mit dem Kriminaldienst der Polizeiinspektion Leibnitz und mit dem Bundeskriminalamt. Als Hauptverdächtiger gilt ein Niederösterreicher, der verantwortlich für den Vertrieb im deutschsprachigen Raum gewesen sein dürfte, wie das Bundeskriminalamt gegenüber Medien mitteilte. Der Mann war zwischenzeitig festgenommen worden.

Verhaftung in Kärnten
Ebenfalls mit vermeintlichen Cannabis-Investitionen lockte das Unternehmen "My First Plant" (MFP), gegen das die WKStA gemeinsam mit dem Landeskriminalamt (LKA) Klagenfurt ermittelt. Es kam zu einer Verhaftung in Klagenfurt. Angenommen wird laut der Behörde ein Schaden von mindestens 16 Millionen Euro. Es soll 17.000 Opfer geben.

Die Tageszeitung "Kurier" hat bereits vor Monaten kritisch über MFP berichtet – und über den Unmut von Anlegern, die mangelndes Interesse an dem Fall bei manch einer österreichischen Behörde sahen: Während Betroffene zahlreiche Anzeigen eingebracht hatten und in Einzelfällen fünfstellige Verluste zu Buche standen, berichtete laut der Zeitung die damals zuständige Staatsanwaltschaft Klagenfurt von gerade einmal 125 Euro Schaden.

Nun jedenfalls hat die WKStA in Wien übernommen. Sie muss sich in dem Zusammenhang auch mit der Causa "EXW Wallet" auseinandersetzen – dort sind die Beschuldigten teils die selben wie bei "My First Plant". Bei EXW ist die Aufarbeitung weit fortgeschritten. Es wurde bereits Anklage gegen acht Personen beim Landesgericht Klagenfurt eingebracht. Die Angeklagten haben laut WKStA Anlegern hohe Renditen für Investments in Immobilienprojekte, Kryptowährungen und eine eigens geschaffene Kryptowährung namens EXW-Token versprochen. Nach Ansicht der Behörde verschleierten die Angeklagten den Weg der Investorengelder durch vielfache Transaktionen und finanzierten damit ihren Lebensstil. Rund 40.000 Opfer vornehmlich aus dem deutschen Sprachraum und aus dem europäischen Ausland sitzen laut der Behörde auf einem Schaden von rund 14 Millionen Euro. (eml)