Auch wenn ein Nachhaltigkeits- oder ein SRI-Label wie das FNG-Siegel primär der Qualitätssicherung nachhaltiger Geldanlagen diene, steht für Roland Kölsch, Verantwortlicher für Standards & Labels beim Wissenschaftsverein FIRST, fest: "Ein entsprechendes Gütezeichen behauptet sich langfristig nur, wenn damit auch Vertriebsvorteile einhergehen." Folgerichtig macht sich nach seiner Erwartung Qualität bezahlt, aber eben nicht unbedingt mittels höherer Gebühren, sondern in Form von steigenden Mittelzuflüssen.

Genau das hat nun die erste wissenschaftliche Studie mit dem Titel "In Labels we Trust? The Influence of Sustainability Labels in Mutual Fund Flows" (externer Link) untermauert. Darin heißt es unter anderem: "Unsere Ergebnisse bestätigen die Vorliebe der Anleger für SRI-Labels, wobei GNPO-Labels als auffällige Signale hervorstechen. Nach der Verleihung eines GNPO-Labels ziehen Publikumsfonds zusätzliche Mittelzuflüsse im Vergleich zu ansonsten vergleichbaren Fonds an."

Die Abkürzung GNPO, so Kölsch, stehe dabei für "Government Bodies or Non-Profit Organisations", worunter die seriösen Label subsummiert würden, denen auch das FNG-Siegel zugeordnet sei. Laut der Studie profitieren Fonds mit GNPO-Label oder ESG-Namen von höheren monatlichen Mittelzuflüssen. "Die Vergabe eines GNPO-Labels hat einen positiven und statistisch signifikanten Einfluss auf die Fondsflüsse", heißt es darin. Insgesamt zeigt sich demnach, dass die durchschnittlichen monatlichen Fondsflüsse um 0,733 bis 1,240 Prozent steigen oder sich um 3,995 bis 4,908 Perzentile nach oben bewegen, abhängig von der Einbeziehung verschiedener feststehender Effekte.

Effekt bei institutionellen Investoren stärker als bei Privatanlegern
Institutionelle Investoren reagieren dabei stärker auf entsprechende Siegel als Kleinanleger, was das Argument stützt, dass Großanleger mehr Wert auf die mit einem GNPO-Siegel ausgezeichneten Nachhaltigkeitsinformationen legen und diese als glaubwürdiger ansehen. "Fonds, die mit einem GNPO-Label ausgezeichnet sind und sich an institutionelle Anleger richten, erhalten mehr als 1,3 Prozent Zuflüsse, was ein unterschiedliches Verhalten zwischen dem institutionellen und dem privaten Segment als Reaktion auf die Vergabe eines GNPO-Labels deutlich macht", heißt es in der Studie. Insgesamt sei der positive Effekt auf die Mittelflüsse umso höher, je stärker die Nachhaltigkeitssignale sind, die entsprechende Fonds zuvor hatten, etwa in Form von vier bis fünf Morningstar-Globen oder durch ESG im Fondsnamen.

Aber auch die Einstufung nach der Offenlegungsverordnung (SFDR) habe einen Effekt auf die Mittelflüsse. "Nach der SFDR-Einstufung von Fonds in Artikel 8 oder Artikel 9 erhalten sie im Vergleich zu den nicht als solche eingestuften Fonds jeweils 0,66 beziehungsweise 0,97 Prozent höhere Mittelzuflüsse", so ein Ergebnis der Studie. Und Fonds, die bereits ein Nachhaltigkeits-Label besitzen, zeigen einen stärkeren Anstieg der Mittelzuflüsse, nachdem sie gemäß Artikel 8 oder 9 kategorisiert wurden, im Vergleich zu Fonds ohne Nachhaltigkeits-Label, und zwar unabhängig davon, wie hoch die Nachhaltigkeitssignale bereits vor der Einstufung waren. (hh)