Eine Wirtschaft ohne aktives Portfoliomanagement wäre nicht nur "schrecklich langweilig", sondern vielleicht sogar gefährlich. Zu diesem Fazit kommt Johanna Englundh vom schwedischen Morningstar-Team in einem aktuellen Beitrag der Ratinggesellschaft.

Dabei scheint der Siegeszug der passiven Investments unaufhaltbar: Während Indexinvestments vor zehn Jahren noch 19 Prozent des global verwalteten Vermögens ausmachten, waren es Ende vergangenen Jahres schon 38 Prozent, zeigen Zahlen des Analysehauses. Der Marktanteil der "Passiven" hat sich auf Sicht einer Dekade also verdoppelt – und der Trend ist ungebrochen.

"Es ist nicht wahr, dass man mit einem aktiven Fonds nicht gewinnen könnte"
Englundh zufolge spricht aus Sicht eines Anlegers auch vieles dafür, einfach nur den breiten Markt abzubilden: In Europa gelang es auf Sicht von zehn Jahren nur 23 Prozent der Aktienfondsmanager, ihren durchschnittlichen passiven Konkurrenten zu schlagen. Bei den Rentenfonds lag diese "Erfolgsquote" sogar nur bei 19 Prozent, zeigt das "Active-Passive-Barometer" von Morningstar.

"Unsere Untersuchungen legen nahe, dass es langfristig sicherer ist, sich für einen Indexfonds zu entscheiden, da der Versuch, den Markt zu schlagen, in der Regel zu niedrigeren Renditen führt, als wenn man ihn nur kauft", schreibt Englundh. "Aber es ist auch wiederum nicht wahr, dass man mit einem aktiv verwalteten Fonds nicht gewinnen könnte."

In jeder Anlageklasse gebe es immer die Möglichkeit, Alpha zu generieren, betont auch Jose Garcia-Zarate aus dem Team "Passive Strategies Research" bei Morningstar. Ziel des "Active-Passive-Barometers" sei es daher nicht, zu zeigen, dass Indexfonds eine überlegene Form des Investierens seien, sondern vielmehr, wie schwierig es ist, den Markt zu übertreffen.

"Eine Fondswelt ohne aktive Manager würde gegen die menschliche Natur verstoßen"
"Das Problem eines Marktes, der nur aus passiv verwalteten Fonds besteht, besteht darin, dass niemand auf Chancen reagiert, die sich aufgrund unvorhergesehener Ereignisse auf dem Markt ergeben", so Englundh. Wenn alle Investitionsentscheidungen auf Autopilot laufen, fließt zwangsläufig immer mehr Geld in die gleichen Unternehmen – unabhängig davon, ob deren Führungsspitze gut wirtschaftet oder nicht. Indexfonds können nicht gegensteuern, das gelingt nur mit aktivem Management.

Für Garcia-Zarate wäre eine Welt ausschließlich mit Indexfonds nicht nur langweilig, sie würde zudem auch gegen unseren natürlichen Drang zur Leistungssteigerung verstoßen. "Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass eine Fondswelt ohne aktive Manager gegen die menschliche Natur verstoßen würde", meint er. "Die Intelligenz der Masse (auch passiv genannt) ist eine mächtige Kraft, aber das sollte keine Entschuldigung dafür sein, den individuellen Wunsch, besser zu werden und sich zu verbessern, zu negieren", so der Morningstar-Analyst. "Selbst wenn die meisten Menschen, die dies versuchen, scheitern, gibt es einige, die es nicht tun, und das sollte gefeiert und angemessen belohnt werden." (bm)