Aktiv verwaltete Fonds haben zunehmend Probleme, sich gegen die passive Konkurrenz zu behaupten und Anleger vom Mehrwert des eigenen Sortiments zu überzeugen. Das liegt auch an dem unsportlichen Verhalten vieler Manager, die sich damit einen Bärendienst erwiesen haben, sagt John Rekenthaler, Vize-Chef der Researchabteilung von Morningstar. "Aktive Manager haben sich keinen Gefallen damit getan, dass sie passive Manager gleichermaßen frontal wie krude angegriffen haben", sagt er.

Sie hätten mehr Glaubwürdigkeit bewahrt, wenn sie einfach gar nichts gesagt hätten. "Im Laufe der Jahre erwiesen sich die Sticheleien der aktiven Manager entweder als als nichtssagend wie bei der These, Indexfonds könnten per Definition bestenfalls durchschnittlich sein, oder schlicht als perfide, wie bei dem Argument, Indexfonds destabilisierten die Finanzmärkte", kritisiert Rekenthaler.

Wünschenswerter – auch im eigenen Interesse – wäre es gewesen, wenn sich aktive Manager einige selbstkritische Fragen gestellt hätten: Ist passives Management in manchen Anlageklassen schlicht besser? Wo haben aktive Manager echte strukturelle Vorteile? Lässt sich vorhersagen, wann die Marktbedingungen aktives oder passives Management begünstigen? "Aktive Manager haben sich in diesen Diskussionen auffällig zurückgehalten", sagt Rekenthaler. "Bis auf wenige Ausnahmen gaben sie sich mit Verunglimpfungen der Passiven zufrieden und überließen das Erstellen entsprechender Studien den Indexanbietern oder externen Research-Instituten."

Gebührenexzesse gehen weiter
Vor allem das Kostenargument – Hauptpunkt von Kritikern klassischer Fonds – sei nicht von der Hand zu weisen, meint Rekenthaler. Die Anbieter aktiv verwalteter Fonds langten bei den Gebühren zweifellos und unverändert kräftig zu. "In der Vergangenheit gab es in der Branche eine Kombination aus hohen Gehältern und hohen Gewinnspannen, und im Gegensatz zu Firmen in den meisten anderen Branchen gehen Fondsgesellschaften auch nicht in Konkurs", schreibt der Morningstar Topmann. Es wäre für alle großen Fondsgesellschaften daher ein Leichtes, ihre Gebühren zu senken, ohne dadurch ihr Geschäftsmodell zu gefährden.

Doch selbst drastische Gebührensenkungen hätten die durchwachsene Erfolgsbilanz aktiv verwalteter Fonds nicht dramatisch verändert, behauptet Rekenthaler – und macht folgende Rechnung auf: Per Ende Oktober konnten USA-Standardwerte-Aktienfonds in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von im Schnitt 13,4 Prozent erzielen. Der Vanguard-Total-Stock-Market-ETF als investierbare Version des Wilshire-5000-Index kam auf ein Plus von 14,8 Prozent. "Aktive Manager hätten ihre Dienstleistung also auch verschenken können – und wären trotzdem im Performance-Vergleich hinterhergehinkt."

Von Einsicht keine Spur
Der Morningstar-Mann geht davon aus, dass auch in Zukunft nicht viele aktive Manager es schaffen werden, ihre Benchmark dauerhaft zu schlagen. Statt Selbstkritik zu üben und sich zu verbessern, erklärten viele Fondsmanager lieber das Gros der kostenbewussten Anleger für dumm oder beschweren sich über angebliche Marktmängel durch Indexfonds, sagte Rekenthaler bereits im Sommer. Der größte Fehler traditioneller Asset Manager sei es jedoch gewesen, sich der passiven Konkurrenz nicht rechtzeitig gestellt zu haben

Zum Schluss zieht Rekenthaler ein sarkastisches Zwischenfazit: Wenn aktive Manager es nicht einmal geschafft haben, die Verbreitung passiver Investments vorherzusehen, dürften sich Anleger mit Fug und Recht fragen, wie sie es schaffen wollen, Entwicklungen an den Finanzmärkten zu prognostizieren. (fp/ps)