Themenfonds verzeichnen wachsenden Zulauf. Ende vergangenen Jahres steckten rund 200 Milliarden US-Dollar in aktiv oder passiv verwalteten thematischen Produkten, berichten Experten des Fondsanalysehauses Morningstar. Das entspricht zwar gerade einmal einem Prozent des weltweit investierten Fondsgeldes. Aber: Zehn Jahre zuvor hatte diese Quote nur bei 0,1 Prozent gelegen. "Interessanterweise ist Europa mit einem Marktanteil von 54 Prozent den USA bei Themenfonds weit voraus", berichtet Ali Masarwah, Chefredakteur von Morningstar Deutschland.

Die Popularität von Themenfonds nimmt also zu, aber stimmt auch die Rendite? Der Morningstar-Experte hat daran ernsthafte Zweifel. "Insgesamt ist die Performance von Themenfonds nicht berauschend", sagt er. Ein Problem der Produkte ist, dass sie – logischerweise – wenig diversifiziert sind und außerdem oft Aktien kleiner, hochspezialisierter Unternehmen enthalten. "Wer in einen Themenfonds investiert, geht faktisch eine Wette gegen den Markt ein", erklärt Masarwah. "Er spekuliert darauf, dass ein oftmals sehr spezielles Kapitalmarktsegment in Zukunft eine deutlich größere Bedeutung haben wird."

Doch nur selten geht diese Wette auf. Und nicht nur Geldgeber, sondern auch die Anbieter verlieren daher häufig schon wenige Jahre nach dem Vermarktungsstart das Interesse an den Portfolioneulingen. Folge: In dieser Produktgruppe wimmelt es von Eintagsfliegen: "Von rund 1.400 Themenfonds, die wir weltweit gezählt haben, wurden inzwischen mehr als 420 liquidiert", schildert Masarwah.

Kein sinnvolles Kerninvestment
Sogar Themenfonds, die in scheinbar solide, etablierte Branchen investieren, bergen ein hohes Verlustrisiko. Einzelne Unternehmens- oder Sektorrisiken können die Wertentwicklung enorm belasten, warnt Masarwah – und verweist exemplarisch auf sogenannte "Best-Ager"-Fonds, die vom demografischen Wandel – also der schleichenden Überalterung von Gesellschaften in Industrieländern respektive der wachsenden Konsumlust der Baby-Boomer-Generation – profitieren sollen und deshalb besonders viele Titel aus der Kreuzfahrtbranche im Portfolio haben. Die Touristik-Industrie gehört aber aktuelll und wohl noch auf Monate hinaus zu den großen Verlierern der Coronakrise. Fonds, die stark in die Branche investiert haben, entwickelten sich zuletzt nicht gut.

Die kluge Zusammensetzung eines Themenfonds gleicht einem Spagat, der kaum zu meistern ist. Das Portfolio darf nicht zu konzentriert sein, der Fondsmanager darf das selbstgewählte Investmentthema aber auch nicht bis zur Unkenntlichkeit verwässern. "Manche Themen ziehen sich quer über verschiedene Branchen", sagt der Morningstar-Mann. "Dann sind klare Wetten nur begrenzt möglich." Sein Rat: Man sollte Themenfonds höchstens als Beimischung einsetzen, keinesfalls jedoch als Basis-Portfoliobaustein. "Anleger sollten sich vergegenwärtigen, dass man seinen Überzeugungen Ausdruck verleihen kann, ohne alles auf eine Karte zu setzen." (fp)