Europäische Asset Manager haben ihre Fonds im zweiten Quartal 2022 in Sachen Nachhaltigkeit weiter auf Kurs gebracht. Dafür haben die Gesellschaften ihre ESG-Integrationsprozesse verbessert sowie ihre Anlageziele und -richtlinien um verbindliche Nachhaltigkeitskriterien ergänzt. In einigen Fällen wurde das Mandat der Strategie komplett umgestellt. Dies berichtet das Analysehaus Morningstar.

Demnach haben über 700 Sondervermögen ihren Status nach der EU-Offenlegungsverordnung (englisch Sustainable Finance Disclosure Regulation, kurz: SFDR) geändert. Dabei wurden 696 Fonds nach ESG-Kriterien heraufgestuft und 16 herabgestuft. Die überwiegende Mehrheit der hochgestuften Produkte (652) wechselte von Artikel 6 zu Artikel 8. 17 bisherige Artikel-6-Fonds erfuhren ein "Upgrade" in die Artikel-9-Klasse. "Fondsgesellschaften spüren eindeutig den kommerziellen Druck, so viele Fonds wie möglich zu haben, die mindestens die Anforderungen von Artikel 8 erfüllen", schreibt die Morningstar-Analystin Hortense Bioy.

Fondshäuser werden vorsichtiger
Alle 16 herabgestuften Fonds, darunter zehn Produkte von NN Investment Partners und vier Pimco-Strategien, wurden von Artikel 9 in Artikel 8 umklassifiziert. Diese Statusänderungen seien das Ergebnis eines vorsichtigeren Ansatzes der Vermögensverwalter angesichts der jüngsten regulatorischen Klarstellungen, heißt es in der Analyse. Da die Regulierungsbehörden weitere Leitlinien zur Umsetzung der SFDR bereitstellen werden, sei davon auszugehen, dass in Zukunft noch mehr Sondervermögen in Artikel 8 herabgestuft würden.

Infolge der zahlreichen Hochstufungen sowie der Auflegung neuer Fonds (183 im zweiten Quartal) machen Artikel-8- und Artikel-9-Fonds Morningstar zufolge nun über die Hälfte des gesamten EU-Fondsvermögens aus. Vor einem Jahr lag ihr Anteil noch bei einem Drittel. 

Passive Fonds machen Boden gut
Aktive Fonds dominierten weiterhin die Gruppe der nach Artikel 8 und Artikel 9 eingestuften Produkte. "Passive Fonds gewinnen jedoch in der Artikel-9-Kategorie an Boden und erreichten Ende Juni 23 Prozent gegenüber 17,4 Prozent vor sechs Monaten", schreibt Analystin Bioy. Der gestiegene Marktanteil passiver Artikel-9-Sondervermögen sei zumindest teilweise auf die wachsende Zahl von Indexfonds und börsengehandelten Fonds (ETFs) zurückzuführen, die EU-Klima-Benchmarks nachbilden. (am)