Fonds lassen sich nicht nur über die Investmentgesellschaft kaufen. Auch an den Börsen Frankfurt, Berlin und Hamburg gibt es eine breite Auswahl. Im Vergleich zum gewohnten Weg über die Investmentgesellschaft ist die Auftragsvergabe an der Börse flexibler - und oft auch billiger.

 

Normalerweise wird der Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen über die Investmentgesellschaft, also den Anbieter selbst, abgewickelt. Dazu wird der Kundenauftrag über einen Vermittler oder direkt an eine Bank gegeben. Abgerechnet wird die Order zum einmal täglich festgestellten Ausgabepreis, der je nach Fonds einen Ausgabeaufschlag enthalten kann.

Dabei bekommen Kunden oft nicht den Preis, den sie erwarten: Bei jeder Bank gibt es einen Buchungsschnitt. Nur für Aufträge, die bis zu diesem Zeitpunkt gegeben werden, gilt der im Lauf des Nachmittags festgestellte Preis. Für spätere Aufträge wird der Preis des folgenden Handelstages zu Grunde gelegt.

Doch es gibt noch eine weitere Variante, das sogenannte Forward-Pricing-Prinzip. Diese Vorgehensweise läßt sich mit 'Handelstag plus 1' beschreiben. Es wird dabei für jeden Auftrag nicht der wie oben beschrieben zu erwartende Preis abgerechnet, sondern stets der des folgenden Handelstages. Dieses Prinzip wird mittlerweile sehr oft angewendet. Damit soll vermieden werden, auf sehr kurzfristige Börsenbewegungen reagieren zu können.

 

Seit April 2000 gibt es jedoch eine weitere Möglichkeit, Investmentfonds zu kaufen: über ein eigenes Fondssegment namens XTF an der Frankfurter Börse. Die dort erhältlichen Fonds werden ETF, Exchange Traded Funds oder börsengehandelte Fonds, genannt. Zu beachten ist, dass es an der Börse sowohl (passive) Indexfonds als auch aktiv verwaltete Portfolios gibt. In den meisten Fällen werden mit ETF die börsengelisteten Indexfonds bezeichnet. Diese haben in den vergangenen Jahren enorm an Popularität gewonnen.

 

Der Handel über die Börse bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich:

-          Aufträge können limitiert werden.

-          Die Order wird meist unmittelbar ausgeführt. Der Preis ist damit transparenter als über den herkömmlichen Weg, bei dem es mitunter einige Tage dauern kann, bis die Abrechnung vorliegt.

-          Bei Fonds, die regulär einen Ausgabeaufschlag berechnen, entfällt dieser an der Börse.

-          Stop-Loss-Orders sind möglich. Diese sind zum Beispiel im Urlaub praktisch. Es wird eine Art Limit unter dem aktuellen Preis definiert. Wird dieser Preis erreicht oder unterschritten, wird der Auftrag freigegeben, die Anteile werden zum nächsten Kurs an der Börse verkauft. Damit lassen sich Verluste begrenzen.

 

Im Gegensatz zum Auftrag über die Investmentgesellschaft gibt es an der Börse einen sogenannten Spread. Das ist der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs. Zu beachten ist auch, dass über den neuen Weg die üblichen Bankprovisionen berechnet werden. Welcher Auftragsweg günstiger ist, muss im Einzelfall geprüft werden. Es gibt große Unterschiede: Beim Kauf von Anteilen am DWS China für 10.000 Euro fällt beim konventionellen Auftrag ein Aufgeld von fünf Prozent oder 500 Euro an.

 

Wird der Auftrag jedoch an die Börse gegeben, berechnet etwa die Direktbank Comdirect Spesen von insgesamt 19,90 Euro. Bei Cortal Consors sind es 29,95 Euro und bei der Dab Bank 32,95. Doch auch die letztgenannte Summe ist um ein Vielfaches niedriger als 500 Euro, die als Ausgabeaufschlag vereinnahmt werden können.

Auch kleinere Aufträge sind an der Börse preiswerter: Bei einem Auftrag von 1.000 Euro wird entweder ein Ausgabeaufschlag von 50 Euro fällig. Alternativ würde die Comdirect Bank 9,90 Euro, Cortal Consors 9,95 und die Dab Bank 12,95 Euro verlangen. Nicht berücksichtigt sind fremde Gebühren, die von der Börse berechnet werden.

Wenn ein Fonds von Haus aus ohne Ausgabeaufschlag angeboten wird, ist eine Abwicklung über die Investmentgesellschaft günstiger als über die Börse. Es ist möglich, den Kauf traditionell abzuwickeln, den Verkauf aber börslich zu geben.

 

Nicht alle Fonds lassen sich auch über die Börse handeln. In Frankfurt etwa sind 68 ETFs und 24 aktiv verwaltete Fonds erhältlich. Der Spread liegt zwischen 0,15 bis 0,7 Prozent. Nach Aussage der Deutschen Börse ist ihr XTF-Segment führend bei börsengehandelten Fonds, demnach laufen 60 Prozent des europäischen Handelsvolumens über diese Plattform.

 

Seit August 2002 gibt es Konkurrenz aus Hamburg: Auf der Plattform fonds-x der Börse Hamburg-Hannover sind insgesamt 231 Fonds gelistet. Darunter sind 83 Aktienfonds, 73 Renten-, 18 Immobilien-, 28 Geldmarktfonds sowie 20 Indexfonds und 9 Dachfonds. Statt der Xetra-Gebühr gibt es hier eine Skontroführercourtage von 0,08 Prozent. Bei Teilausführungen meint Kay Homann, Sprecher der Börse: 'Wir haben hier den Vorteil des maklergestützten Handels gegenüber einem elektronischen System. Deshalb können wir Teilausführungen weitestgehend vermeiden.' Nur in Ausnahmefällen kommt es demnach zu solchen Stückelungen, die für den Anleger teuer werden können. Denn viele Banken berechnen bei Teilausführungen für jede einzelne Ausführung die Provision. Im hohen Norden sind maximale Spreads festgelegt: 2,5 Prozent bei Aktien- und Immobilienfonds, bei Rentenfonds sind es 1,5 und bei Geldmarktfonds 0,5 Prozent .

 

Auch die Börse Berlin-Bremen ist im Mai des Jahres in den Fondshandel eingestiegen. Dort lassen sich 203 Portfolios handeln, 59 Aktienfonds, 57 Renten-, 36 Geldmarkt-, 17 Immobilienfonds sowie 25 ETF (Indexfonds) und 8 spezielle Produkte wie einige Branchenfonds. Der maximale Spread beträgt bei Aktien- und Immobilienfonds 2,5 Prozent, bei Renten- und Genussscheinfonds 1,0 und für Geldmarktfonds 0,5 Prozent.

 

Fazit

 

Der Handel über eine der drei Börsen ist oft günstiger. Aufträge werden in der Regel umgehend ausgeführt und können limitiert werden.

Einen möglichen Nachteil stellen die genannten Teilausführungen dar. Erfahrungsgemäß ist die Gefahr während Turbulenzen an den Börsen besonders groß. Zu beachten sind stets alle möglichen Kosten wie Ausgabeaufschlag, Bank- und Börsengebühren und der Spread. Die Börsenplätze informieren im Internet über die jeweiligen Unterschiede zwischen An- und Verkaufskurs. Da es an der Börse keine Beratung gibt, eignet sich diese Vorgehensweise nur für informierte und erfahrene Anleger.

 

Der Fondshandel an der Börse ist eine echte Alternative. Er ist zwar nicht für alle Anleger empfehlenswert, doch mehr und mehr nutzen diese Möglichkeit. Thomas Meyer zu Drewer, Geschäftsführer beim ETF-Marktführer Indexchange sagt: 'Rund 90 Prozent des Volumens kommt von institutionellen Investoren. Wenn man sich aber die einzelnen Orders anschaut, kommen rund die Hälfte davon von Privaten. Das liegt an der Größe der Aufträge, die bei Privatanlegern natürlich viel kleiner ist.'