Mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs um rund 7,5 Prozent über einen extrem langen Zeitraum von 33 Jahren seit seiner Auflegung im Jahr 1991 gehört der offensiv gemanagte Mischfonds Clartan Valeurs zu den herausragenden Akteuren seiner Klasse. Das hat Fondsmanager Nicolas Descoqs auch im vergangenen Jahr mit einer Platzierung im zweiten Perzentil seiner Kategorie erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und auch beim Start ins neue Jahr und einem Rang weit vor Vergleichsgruppe und Benchmark scheinen die Franzosen einiges richtig zu machen. Wir haben Descoqs am Rande der Clartan-Investment-Tour zum Gespräch getroffen.


Herr Descoqs, der Clartan Valeurs hat am 23. Februar 2024 die 1.000-Prozent-Performanceschwelle durchbrochen. Knallen jetzt die Sektkorken?

Nicolas Descoqs: Es ist tatsächlich ein schöner Meilenstein, der uns Anlass gibt, kurz inne zu halten und auf die fast 33-jährige Fondshistorie zurückzublicken. Aber wie beim Fußball ist nach dem Spiel auch vor dem Spiel. Will heißen, wir arbeiten fortlaufend und kontinuierlich an der Zusammensetzung des Portfolios. Denn das, was in 2022 und 2023 gut funktioniert hat, muss nicht zwangsläufig auch 2024 und 2025 funktionieren. Wir sind zwar keine Trader, aber in sich rasant verändernden Märkten muss man heutzutage stets reagibel bleiben.

Aber ist das nicht die Aufgabe eines jeden Fondsmanagers? Wo machen Sie angesichts einer langfristig überdurchschnittlichen Performance Ihres Fonds einen Unterschied?

Descoqs: Wir versuchen absolut, auf Qualitätsaktien zu fokussieren und diese dann zu kaufen, wenn sie uns mit einem attraktiven Discount angeboten werden. Das klingt vielleicht ein wenig platt und trivial, aber es funktioniert, wenn man diszipliniert und so objektiv wie möglich an das Thema herangeht. Was eigentlich immer, aber gerade in den vergangenen drei Jahren wichtig war: Absturzkandidaten im Portfolio zu vermeiden. Die können einem nämlich sehr schnell die Performance verhageln. In den vergangenen Jahren haben wir fast ausschließlich auf Gewinner gesetzt, zumindest aber hatten wir keine substanziellen Loser im Portfolio. Das erklärt sehr viel über eine deutlich überdurchschnittliche 2023er-Performance von mehr als 22 Prozent.

Einerseits leben wir in Zeiten starken Wandels mit KI, Energiefragen und geopolitischen Herausforderungen. Gleichzeitig jagt weltweit ein All-Time-High das andere. Wie reagieren Sie darauf im heutigen Portfolio und mit Blick auf die kommenden drei bis fünf Jahre?

Descoqs: Das Thema KI ist extrem spannend und kann einen echten Paradigmenwechsel herbeiführen in Bezug darauf, wie wir künftig leben, arbeiten, konsumieren. Wir bilden das Thema im Fonds direkt und indirekt ab. Und zwar mit Aktien, die im Zentrum der KI-Entwicklung und deren Verbreitung stehen, aber auch mit Qualitätsfirmen, die KI-Anwendungen bereits seit einigen Jahren erfolgreich integriert haben und weiter ausbauen, um so ein sehr hohes Margenwachstum erreichen zu können.

Kommen Sie da nicht ins Grübeln angesichts der inzwischen erreichten Bewertung?

Descoqs: Der Vorteil bei der zweiten Kategorie von Firmen ist, dass diese heute an der Börse immer noch mit sehr attraktiven Bewertungen zu erwerben sind und in der Regel erst in den kommenden fünf bis sieben Jahren ihr volles Wertwachstum entfalten werden. Auch Energiefirmen berücksichtigen wir, sofern sie zukunftsorientiert agieren. Was die geopolitischen Fragen betrifft, versuchen wir, reagibel zu bleiben und auf die Gewinnerfirmen zu setzen. Eine große Position in unserem Fonds stellt im Fall einer Eskalation im Taiwan-Konflikt eine Art Absicherung dar. Das ist nicht etwas, das wir herbeisehnen, denn die Aktie wächst auch ohne Konflikt sehr stark und dynamisch. Aber für den Fall lässt es uns dennoch ruhig schlafen.

Für welche Anleger eignet sich Ihr Fonds heute?

Descoqs: Der Fonds ist im Wesentlichen ein reiner Aktienfonds, den wir nach unserem Stock-Picking-Ansatz sehr selektiv und konzentriert mit maximal 45 Titeln aufstellen. Bedingt durch unseren Sitz in Paris haben wir tendenziell einen europäischen Fokus. Aber wenn wir keine vergleichbaren Firmen in Europa finden können, etwa im KI-Bereich, kommen auch vermehrt US-Titel ins Spiel. So haben wir gerade im Februar hier unser US-Exposure signifikant erhöht. Die Möglichkeit, sich gegen starke Marktschwankungen etwa mittels Futures abzusichern, führt dazu, dass der Fonds in Datenbanken wie Morningstar als flexibler Mischfonds geführt wird. Da sehen wir mit einem Fünf-Sterne-Rating in der jüngsten Betrachtung natürlich sehr gut aus.

Ein Anleger stellt sich natürlich die Frage, ob er auf dem heute erreichten Niveau noch investieren soll?

Descoqs: Dafür gibt es aus meiner Sicht durchaus gute Gründe. Mit einem KGV von circa 11,5 ist der Fonds deutlich günstiger bewertet als die europäischen Aktienmärkte insgesamt, die bei circa dem 13,8-fachen der Gewinne der zugrunde liegenden Aktien notieren. Das hat zudem zur Folge, dass Clartan Valeurs derzeit eine attraktivere Dividendenrendite von jährlich gut 3,9 Prozent bietet im Vergleich zu 3,1 Prozent bei einem Index-Investment. Zudem sehen wir an vielen Stellen der Wirtschaft eine Bodenbildung im Zyklus, und die Zentralbanken avisieren ihrerseits erste Zinssenkungen im Jahresverlauf. In der Regel immer eine gute Grundlage für die künftige Entwicklung der Aktienmärkte.

Vielen Dank für das Gespräch. (hh)