"Der Absturz der Promi-Fonds", "Je größer der Name, desto kleiner die Rendite", "Das Nachsehen hat der Anleger" – Max Otte und Dirk Müller mussten in den vergangenen Wochen herbe Kritik einstecken. Der Grund: Der als "Crash-Prophet" bekannt gewordene Finanzprofessor und "Mister Dax" haben Fonds aufgelegt, die zuletzt klar schlechter abgeschnitten haben als die meisten Wettbewerber. Die Kritik an der Performance der beiden omnipräsenten Börsenprofis ist verständlich, wenn auch nicht immer fair (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Sind Promi-Fonds wirklich so schlecht?"). Im Interview mit FONDS professionell ONLINE äußert sich Max Otte zu den Vorwürfen.

Herr Otte, derzeit müssen Sie viel Häme einstecken, weil die beiden von Ihnen beratenen Fonds dem Markt hinterherhinken. Was entgegnen Sie Ihren Kritikern, die sich offensichtlich auf "Promi-Fonds" eingeschossen haben?

Max Otte: Ich bin Fondsberater – und das seit fast neun Jahren – und kein Promi. Seit Auflage des PI Global Value Fonds im März2008 habe ich immer noch den MSCI World geschlagen, und das in Zeiten von Finanz- und Eurokrise. Ende 2013 wurde der PI Global von Feri als bester globaler Aktienfonds ausgezeichnet. Von Sommer 2014 bis Frühjahr 2016 lief es, wie auch FONDS professionell ONLINE es formuliert hatte, "unglücklich". Dennoch: Schreiben Sie einen Profi ab, weil er zwei oder drei schlechte Spielzeiten hat? Vielleicht. Beim Investieren wird man aber mit dem Alter besser. Ich bin hoch motiviert und außerdem meinen Anlegern verantwortlich.

Trifft Sie die Kritik?

Otte: An Ihrer Beobachtung, dass ich "Häme" einstecken muss, ist ein bisschen was dran. Der Chefredakteur eines Branchendienstes spricht bei Felix Zulauf, Dirk Müller und mir von "Konsorten". Was ist das denn für eine Wortwahl? Ich denke, ich spreche für alle drei, wenn ich sage, dass wir einen ehrlichen Job machen. Felix Zulauf ist lange im Geschäft und hat bewiesen, dass er sein Handwerk versteht. Dirk Müller ist ein großartiger und grundehrlicher Mensch, den ich sehr schätze. Ich hätte mir gewünscht, dass sich der Journalist solche Ausdrücke für andere aufgehoben hätte. Aber vielen in der Branche gefällt vielleicht nicht, dass wir Missstände geißeln – ich etwa den damaligen Markt für Mittelstandsanleihen, der von Anfang an auf Betrug am Privatanleger hinauslief.

Nicht nur Branchenmedien, auch die "Frankfurter Allgemeine" hatte von einem "Absturz" geschrieben...

Otte: … und sich damit auf das Niveau von Sensationsjournalismus begeben. Ich bin mit der FAZ förmlich aufgewachsen – die Zeitung lag jeden Tag auf dem Schreibtisch meines Vaters, und ich habe sie immer gerne gelesen. Mittlerweile ist das leider zum Teil billigste Effekthascherei. Klar, Underperformance ist nicht schön, aber ich stehe mit dem "abgestürzten" Max Otte Vermögensbildungsfonds seit Gründung immer noch sieben Prozent im Plus.

Ein Vorwurf lautet, dass Sie auf zu vielen Hochzeiten tanzen: Hochschule, Bücher, Vorträge, Ihr Einsatz gegen die Abschaffung des Bargeldes – wo bleibt da überhaupt die Zeit, Ihre Fonds vernünftig zu managen? Können Sie das nachvollziehen?

Otte: Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Meine Unternehmensgruppe ist gewachsen. Vielleicht habe ich mich nicht schnell genug fokussiert. Auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim im Januar habe ich aber bereits angekündigt, dass ich meinen Vertrag an der Universität Graz auslaufen lasse. In Worms bin ich sowieso schon lange beurlaubt. Vorträge mache ich sehr viel weniger als früher – und wenn, dann meistens in Zusammenhang mit den Fonds. Ich habe die freien Vorträge auf ein Viertel reduziert. Letztlich geht es um Performance. Aktien zu analysieren und Kapitalmarktentscheidungen zu treffen macht ja auch sehr viel Spaß. Das ist mein Fokus.

Sie sind Value-Investor, suchen also nach stark unterbewerteten Aktien. Langfristig mag das aufgehen, kurzfristig besteht bei dieser Anlagestrategie bekanntlich aber das Risiko, dass ein günstiger Titel noch billiger wird – der Kurs also weiter fällt. Meinen Sie, dass Ihren Anlegern dieser Punkt wirklich bewusst ist? Das schrumpfende Fondsvermögen spricht dafür, dass viele Ihrer Investoren nicht den nötigen langen Atem mitbringen.

Otte: Die Fondsbranche ist leider zyklisch – ebenso sind es die Mittelzu- und -abflüsse. Wenn Sie in den Rankings oben liegen, kommen die Mittel rein, liegen sie unten, fließen Mittel ab. Das ist so, da kann man nichts dagegen machen. Ich habe daher immer versucht, den direkten Draht zum Privatanleger zu haben und langfristige Investoren aufzubauen. Meine Fonds eignen sich für Anleger, die einen vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds mit Schwerpunkt Aktien haben wollen und darauf vertrauen, dass ich auch in zehn Jahren noch dafür stehe und das verantworte.

Mit Blick auf die zuletzt oft beißende Kritik: Bereuen Sie es manchmal, Fondsmanager geworden zu sein?

Otte: Keinesfalls. Ich habe Anfang der 2000er schon meine Erfahrungen mit der Presse gemacht. So ist das eben mit den Medien. Auch das ist zyklisch. (bm)