Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs von gut sechs Prozent über die vergangenen fünf Jahre hat das Multi-Asset-Produkt Profitlich Schmidlin Fonds sowohl seine Kategorie der flexibel gemanagten Mischfonds wie auch seinen Vergleichsindex in diesem Zeitraum abgeschlagen hinter sich gelassen. Im vergangenen Jahr gehörte der Fonds mit einem Wertzuwachs um mehr als 23,5 Prozent und einer Platzierung im zweiten Perzentil sogar zu den absoluten Top-Produkten seiner Klasse. Wir haben mit Marc Profitlich über langfristige Besonderheiten und jüngste Veränderungen innerhalb der verfolgten Strategie gesprochen.


Herr Profitlich, aus Ihrem Quartalsbericht geht hervor, dass Sie die Anleihequote im Profitlich Schmidlin Fonds von knapp elf auf inzwischen 26 Prozent mehr als verdoppelt haben. Was war der Grund dafür?

Marc Profitlich: Anleihen waren nach unserer Einschätzung bis 2023 angesichts niedriger Zinsen und geringer Risikoaufschläge über viele Jahre nicht attraktiv. In der Breite konnte Rendite nur durch lange Laufzeiten und hohe Ausfallrisiken erkauft werden – beides Faktoren, die mit hoher Unsicherheit verbunden sind. Wir haben das Segment in dieser Zeit konsequent gemieden. Dass aktuell die Zinsen gerade am kurzen Ende angestiegen sind, kommt uns daher sehr entgegen, denn wir scheuen in der Regel längere Laufzeiten, um nicht zu viel Zinsänderungsrisiken einzugehen. Daneben können wir angesichts ausgeweiteter Risikoaufschläge derzeit in unterschiedlichen Nischen des Anleihenmarktes attraktive Anleihen-Sondersituationen mit aktienähnlichem Renditepotenzial ausmachen. Das hat uns bewogen, die Anleihequote im Profitlich Schmidlin Fonds entsprechend deutlich zu erhöhen.

Was hat sich angesichts der jüngsten Marktentwicklung im Aktiensegment des Fonds verändert?

Profitlich: Wir haben im vergangenen Jahr die Technologie-Werte im Profitlich Schmidlin Fonds deutlich abgebaut. Anfang 2022 waren diese noch mit fast 20 Prozent gewichtet, inzwischen liegt das Segment im unteren einstelligen Prozentbereich. Unserem bewertungsorientierten Ansatz folgend, tragen wir damit den gestiegenen Bewertungen Rechnung. Die Aktienkurse sind den Fundamentalzahlen leider auch bei guten Unternehmen wie Microsoft davongelaufen. In der Breite des Aktienmarkts sieht das ganz anders aus. So sehen wir etwa Chancen bei Pharma- und Biotech-Unternehmen. In diesem Sektor kommt uns das aktuelle Umfeld wie eine Art "Post-Corona-Depression" vor, und die Bewertungen waren zuletzt deutlich günstiger. Mit Laboratorios Rovi, Biontech und Roche befinden sich inzwischen drei Pharmaunternehmen unter den Top Ten des Portfolios. Daneben sind die Chancen bei Nebenwerten in den vergangenen Quartalen ebenfalls gestiegen. Es scheint, als sei der Markt vom AI-Thema wie halluziniert, so geraten kleine und oftmals deutlich günstigere Werte in Vergessenheit. 

Damit gewinnt aber doch der Begriff "Idiosynkrasie" im Sinne einer Abweichung von der Benchmark gewissermaßen eine neue Dimension, oder?

Profitlich: Das ist in der Tat so. Das Portfolio des Profitlich Schmidlin Fonds hat sich schon immer stark vom Gesamtmarkt unterschieden. Aber die Schnittmenge des Fonds mit vielen breiten Indizes ist durch die Gewinnmitnahmen bei Technologie-Werten und die Zukäufe bei Pharmaunternehmen und selektiv bei Nebenwerten in den vergangenen Quartalen noch geringer geworden. Pharmawerte gelten zudem als besonders wenig konjunktursensibel. Auch das trägt dazu bei, dass die Ausrichtung derzeit bewusst idiosynkratisch ist. Die Abhängigkeit von der volkswirtschaftlichen Entwicklung und den breiten Benchmark-Indizes ist nur gering, und der Treiber der Entwicklung sind nun einmal im Wesentlichen die Einzelwerte.

Und was steckt hinter der Auflegung einer neuen Tranche des Fonds als sogenannte Clean Share Class?

Profitlich: Mit der neuen Anteilklasse schaffen wir zwei Dinge: Erstens richtet sich die Anteilklasse an Stiftungen und andere institutionell geprägte Investoren, die eine ausschüttende Anteilklasse bevorzugen. Zweitens verfügt die neue Anteilklasse C über keine Bestandsprovision. Dadurch richtet sie sich gezielt an Investoren, die Bestandsprovisionen aus rechtlichen, regulatorischen oder sonstigen Gründen oder auch aufgrund von Vergütungsregelungen mit ihren Endkunden nicht akzeptieren dürfen.

Vielen Dank für das Gespräch. (hh)