Um das wegen gezielter Manipulationen durch diverse Bankmitarbeiter beschädigte Vertrauen in ihn rasch wiederherzustellen, soll der Interbanken-Zinssatz Libor reformiert und seine Berechnungsmethode auf eine breitere Basis gestellt werden. Diese soll ihn künftig vor Einflussnahmen und Verzerrungen schützen. Über diese Transparenzoffensive des Börsenbetreibers ICE berichtet die Nachrichtenagentur dpa.

So soll vor allem der Einfluss von Schätzungen einzelner Banker für diese wichtige Kennziffer in der Finanzwelt reduziert werden. Künftig sollen nicht mehr nur die Zinsen für Geschäfte von Banken untereinander, sondern auch die kurzfristigen Geldvergaben von Notenbanken und anderen Unternehmen zur Libor-Kalkulation hinzugezogen werden.

Zudem will die ICE mehr "echte" Transaktionen in die Berechnung einbeziehen. Langfristig ist eine vollständig digitale Erfassung geplant. Die Reformen sollen im Laufe dieses Jahres eingeführt werden.

Buch mit sieben Siegeln
Bislang war die Berechnung des Libor (London Interbank Offered Rate) für Außenstehende undurchschaubar. Einzelne Bankmitarbeiter machten einmal am Tag nach Gutdünken ihre Eingaben, aus denen der Referenzzinssatz gebildet wurde, von dem Finanzgeschäfte im Volumen von immerhin rund 350 Billionen US-Dollar abhängen. Damit war das System anfällig für Betrügereien, wie der Banken-Skandal um manipulierte Kurse zeigte. (fp)