Klima-Aktivisten schlagen Alarm: Bitcoin muss Code ändern
Die Führung des elektronischen Kassenbuchs von Bitcoin verbraucht inzwischen so viel Strom wie ganz Schweden. Um die aus dem Energiehunger resultierenden Umweltbelastungen zu senken, drängen Klimaaktivisten bei der größten Kryptowährung nun auf einer Änderung der Algorithmen.
Die Kampagne von Greenpeace und anderen Gruppen von Klimaaktivisten mit dem Titel "Change the Code, Not the Climate" will mit Zeitungsanzeigen das Bewusstsein für die Schattenseiten der gegenwärtigen Technologie schärfen. Zudem wendet sie sich direkt an die Akteure im Bitcoin-Bereich und an Firmen, die im Sektor aktiv sind.
Kampagnenchef Michael Brune will auch die Größen der Finanzbranche mit ins Boot holen – etwa die Investmentbank Goldman Sachs, die Fondsriesen Blackrock und Fidelity sowie den Zahlungsdienstleister Paypal. Sollte sich an den Mechanismen des Minings nichts ändern, könnte der Bitcoin-Stromverbrauch in fünf Jahren das Niveau von Japan erreichen, erklärte Krypto-Milliardär Chris Larsen, der die Kampagne mit fünf Millionen US-Dollar unterstützt, im Bloomberg-Interview.
"Bitcoin ist wirklich der Außenseiter"
Ethereum, die Nummer zwei unter den Kryptos, bereitet bereits eine große Software-Neuausrichtung vor, die die Algorithmen umweltfreundlicher machen wird. Mit dem neuen Proof-of-Stake-Verfahren würde der Energieverbrauch um 99 Prozent gesenkt und ein Großteil der bislang genutzten Serverkapazitäten unnötig. "Jetzt, wo sich Ethereum bewegt, ist Bitcoin wirklich der Außenseiter", sagt Larsen. "Einige der neueren Protokolle – etwa Solana und Cardano – setzen auf Niedrigenergie." Der Mitbegründer der Kryptowährung Ripple ist der Meinung, dass Bitcoin die Unterstützung der Investoren verlieren wird, wenn sich der Strombedarf nicht verringert.
Skeptiker halten Vorhaben für illusorisch
"Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass Bitcoin jemals zu Proof of Stake übergeht, auf genau null Prozent", meint Bitcoin-Analyst Chris Bendiksen von "Coinshares". "Die Bitcoiner haben keine Lust, die Sicherheit des Protokolls durch einen solchen Schritt zu zerstören." Die Miner erzielten zudem allein im vergangenen Jahr Erträge von mehr als 15 Milliarden Dollar mit dem Betrieb ihrer Rechenparks. (mb)
Kommentare
Wird tiefer recherchiert...
Antworten... fällt auf, dass es keinesfalls ums Klima geht - sondern einfach (wie so häufig) nur um Eigeninteressen der handelnden Personen. Nur weil Ripple sich nicht etablieren konnte, wird an dieser Stelle jetzt wieder einmal ein rein ökonomisch getriebener "Krieg" unter dem Deckmäntelchen des Gutmenschentums geführt. Schade.
Dr. Sven Hildebrandt, Partner der DLC Distributed Ledger Consulting GmbH am 31.03.22 um 11:43AW: Wird tiefer recherchiert...ist Bitcoin ziemlich unproduktiv?!
AntwortenMal angenommen die Zahlen zum Stromverbrauch und zu den Erträgen der Miner stimmen, dann ist der Bitcoin eine höchst unproduktive Wirtschaftsaktivität. Nur mal ganz einfach gerechnet: Schweden erzielt ein BIP von über 500 Mrd. USD und wäre dann über 33 Mal produktiver als Bitcoin mit Erträgen von 15 Mrd. USD und versorgt mit dieser Wirtschaftsleistung etwa 10 Mio. Menschen mit einem hohen Lebensstandard. Der ökonomische, soziale und ökologische Wert von Bitcoin ist daher im Vergleich zu anderen Wirtschaftsaktivitäten wohl eher auf den letzten Plätzen einer Rangliste zu sehen. Egal wie man jetzt Bitcoin bewerten mag, hat der hohe Stromverbrauch definitiv nachteilige Effekte auf ökonomische, soziale und ökologische Kennzahlen. Mit einer anderen Herangehensweise könnten diese Nachteile deutlich minimiert werden.
hstorjohann am 31.03.22 um 13:31