Die künstliche Intelligenz entwickelt sich zur echten Konkurrenz für Portfoliomanager aus Fleisch und Blut. Diese Meinung vertritt Günter Jäger, Vorstand des Liechtensteiner Vermögensverwalters Plexus Investments, der den Markt für KI-basierte Investmentstrategien bereits seit einigen Jahren beobachtet.

Seit 2019 berechnen Jäger und seine Kollegen die "Plexus AI-Outperformer Ratio", die angibt, welcher Anteil der beobachteten KI-Fonds auf Monatssicht den jeweiligen Vergleichsindex schlagen konnte (siehe Bilderstrecke oben). Im Kalenderjahr 2022 lag die Outperformer-Quote demnach bei 44,4 Prozent – Jäger zufolge ein solider Wert. Er verweist auf die SPIVA-Analyse von S&P Global, der zufolge im vergangenen Jahr 48,9 Prozent der aktiv gemanagten Aktienfonds den S&P 500 und 33,7 Prozent den S&P Germany übertreffen konnten. "KI-basierte Strategien halten also mit menschlichen Managern mit", betont Jäger gegenüber FONDS professionell ONLINE.

Überschaubare Mittelzuflüsse
Interessant ist auch ein Blick auf das Volumen der KI-Strategien. "Das von deutschen Managern in Publikumsfonds verwaltete Kapital hat sich – in den von uns beobachteten KI-Fonds – von Ende 2018 bis August 2023 auf rund 375 Millionen Euro fast vervierfacht", berichtet Jäger. "Dass sie sich noch nicht in einem Verdrängungswettbewerb miteinander befinden, begünstigt weiteres Wachstum."

Ein "ChatGPT-Effekt" ist beim verwalteten Vermögen allerdings nicht erkennbar: Die Mittelzuflüsse seit Jahresbeginn halten sich im Rahmen (siehe Bilderstrecke oben) – trotz der hohen Aufmerksamkeit, die das neue Sprachmodell dem Thema künstliche Intelligenz beschert hat.

"KI wird im Asset Management viele Prozesse revolutionieren"
"Generative KI und ChatGPT haben einen Erwartungshype befeuert, der von Enttäuschungen abgelöst werden kann, wenn Nutzer falsche Vorstellungen von KI-Lösungen haben", meint Jäger. "Dennoch wird KI im Asset Management viele Prozesse revolutionieren." Der Plexus-Vorstand betont, dass für die Investmenthäuser neben der Rendite auch die Effizienz von zentraler Bedeutung sei. "Auch da wird KI revolutionär wirken – so wie früher die Industrialisierung auf manuelle Arbeit", sagt er. Seine Mahnung an die Branche: "Fondsanbieter, die sich zu spät anpassen, könnten im Wettbewerb in Rückstand geraten." (bm)


Eine ausführliche Analyse zum Einsatz künstlicher Intelligenz im Asset Management lesen Sie in Ausgabe 3/2023 von FONDS professionell, die Ende September erscheint.