In den vergangenen Jahren gehörten offene Immobilienfonds zu den Verkaufsschlagern der Finanzbranche. Das könnte sich bald ändern, prophezeit Michael Thaler, Vorstand der Vermögensverwaltung Top Vermögen in Starnberg. Er sieht mehrere strukturelle Probleme heraufziehen, die den Produkten zu schaffen machen könnten. Vor allem bei Büroimmobilien, einem der größten Posten in offenen Immobilienfonds, ist Gefahr im Verzug. Dort gehören Banken und Versicherer zu den wichtigsten Mietern. "Diese sind aber nur noch bedingt bereit, die hohen Mieten zu bezahlen", sagt Thaler.

Eine Umfrage unter Immobilienprofis von Ende Juni zeichnet ein ungewöhnlich düsteres Stimmungsbild. Rund 60 Prozent der Bürohaus-Eigner rechnen demnach damit, dass die Mieten sinken, nur noch zwei Prozent gehen von steigenden Mieten aus. Die gesunkenen Erwartungen sind vor allem auf die Coronakrise zurückzuführen, sagt Thaler. "Im Gegensatz zu den touristischen Vierteln in Paris wirken die Plätze um das Büroviertel La Defense nach wie vor wie ausgestorben", berichtet er. "Die Unternehmen zögern damit, die Großraumbüros für die Mitarbeiter wieder zu öffnen." Immer mehr Firmen ziehen sogar dauerhafte Home-Office-Lösungen für einen Teil ihrer Belegschaft in Betracht. 

Ein Fonds ist kein Einfamilienhaus
Unternehmen können durch mehr Home-Office massiv Miete sparen – Anteilseigner offener Immobilienfonds kosten solche Entscheidungen dagegen Rendite. Investoren sollten sich nicht davon blenden lassen, dass offene Immobilienfonds derzeit zu Höchstkursen gehandelt werden, mahnt Thaler. Der Vermögensprofi hält es zwar für möglich, dass die Büroimmobilienmärkte die aktuellen Herausforderungen ohne größere Blessuren überstehen. "Aber Anleger müssen sich bewusst sein, dass es sich bei offenen Immobilienfonds mit dem derzeitigen Chance-Risiko-Profil keineswegs um einen konservativen Portfoliobaustein handelt", warnt er. (fp)