von Werner Hedrich, Morningstar

Stop-Loss-Orders für Fondssparer sind so überflüssig wie ein Kühlschrank am Südpol.

Es ist Ferienzeit. Die Füsse hoch legen, wegfahren oder gut Essen. Das machen, zu was man sonst nicht kommt. Jeder hat seine Vorlieben. Doch in den sonnigen Sommertagen auf sein Depot zu schauen, macht nicht so Recht Spaß - zumindest mir nicht. Vermeintliche Anlageberater und die Hamburger Fondsbörse empfehlen für die Ferienzeit sogenannte Stop-Loss-Oders, damit, wenn die Börse im Sommer runterrauschen sollte, ihre Verluste begrenzt bleiben. Sie geben ein Limit an, das unterhalb des aktuellen Rücknahmekurses liegt. Fällt der Fonds auf die Stopp-Loss-Marke, wird automatisch verkauft. Noch mehr des Börsengeschwafels gefällig: Stop-Loss-Orders für Fonds ermöglichen Gewinnmitnahmen, behauptet die Fondsbörse Deutschland. So ein Schmarrn (bayerisch für Blödsinn)!

Wenn überhaupt machen diese Stop-Loss-Orders nur bei Aktien Sinn. Und das auch nur für hart gesottene Zocker. Erstens hoffe ich, dass Sie langfristiger Fondssparer sind. Ein paar Schwankungen machen Ihnen also gar nichts aus. Angenommen Sie richten eine Stopp-Loss-Order 5 Prozent unterhalb des aktuellen Rücknahmepreises ein. Die Märkte gehen schwach und raus sind Sie. Aus den Ferien zurück müssen Sie für das Neuinvestment erneut einen Ausgabeaufschlag berappen. Fällt der hoffentlich gewinnträchtige Verkauf innerhalb von zwölf Monaten seit Erwerb an, müssen Sie zudem Spekulationssteuer zahlen. Liegt der Kauf länger als ein Jahr zurück, ist die Haltedauer für steuerfreie Gewinne futsch.

Warum empfehlen Berater Stop-Loss-Orders "als eine ganz besondere Form der Reiseversicherung" (Zitat Hamburger Börse). Handelsplätze brauchen Umsätze: Das Rein-Raus ist ihr Brot-und-Butter Geschäft. Hohe Börsenumsätze bedeuten Einnahmen für den Börsenbetreiber und die Makler. Der Anlageberater verdient bei Wiederanlage erneut einen Ausgabeaufschlag.

Das ganze Thema "Kaufen und Verkaufen" fällt in der Finanzwissenschaft unter das Phänomen Market Timing. Es ist nachgewiesen, dass das geschickte Rein und Raus keinen signifikanten Beitrag zum Anlageerfolg bringt. Wer hier Gewinne macht, ist ein Glückspilz. Die Engländer sagen dazu: "You can"t beat the market". Auf was es wirklich ankommt, ist Ihre Vermögensstruktur (Asset Allokation).

Lassen Sie sich nicht verrückt machen. Genießen Sie Ihre Ferien! An Ihrer Stelle würde ich eh nur alle sechs Monate meine Positionen überprüfen.

Schöne Sommertage wünsche ich Ihnen!