Die Investmentboutique H2O will rund 70 Millionen Euro an Anleger ausschütten, die vor der Auflösung stehende Fonds halten. In diesen sogenannten Seitentaschen (Side Pockets) liegen illiquide Wertpapiere, die dem Umfeld des schillernden deutschen Finanziers Lars Windhorst zuzurechnen sind. Die Portfolios mit den illiquiden Papieren waren im Laufe des Jahres 2020 von H2O-Fonds losgelöst worden. Die Seitentaschen, die bei der Umwandlung auf ein Volumen von 1,6 Milliarden Euro taxiert worden waren, sollen liquidiert werden.

Bereits im Januar 2023 hatte H2O mitgeteilt, dass Windhorsts Unternehmensgruppe 250 Millionen Euro zurückgezahlt habe. Das Geld sei auf die betroffenen Fonds aufgeteilt worden, hieß es damals. H2O hatte massiv in Wertpapiere von Unternehmen investiert, die zum Windhorst-Konglomerat zählen. Nachdem die Investments im Juni 2019 bekannt geworden waren, hatten Anleger Milliarden aus den H2O-Fonds abgezogen.

Bewertung angehoben
Das von Bruno Crastes und Vincent Chailley gegründete Haus hatte daraufhin angekündigt, die Papiere verkaufen zu wollen. Letztendlich war dies jedoch nicht geglückt. Stattdessen einigte sich H2O mit Windhorsts Holding darauf, die Verbindlichkeiten in einer Anleihe zu bündeln, die nach und nach zurückgezahlt werden sollte. Doch die Tilgung zieht sich länger hin als geplant. Die Bewertung der Seitentaschen hatte H2O mehrfach senken müssen, zuletzt im Oktober 2023.

Nun jedoch teilte die Investmentboutique mit, dass die Bewertung der Side Pockets nach oben korrigiert worden sei. Wie stark der Wert angehoben wurde und weitere Details zu der neuerlichen Rückzahlung nannte H2O nicht. Anteilseigner würden über den weiteren Verlauf informiert. Die Bewertung der Seitentaschen sei weiterhin mit großen Unsicherheiten verbunden, betonte die Gesellschaft.

Fall für die Gerichte
Die Vorgänge rund um die Windhorst-Investments von H2O beschäftigen die Justiz. Im Dezember 2023 hatte die Anlegervereinigung Collectif Porteurs H2O eine Schadenersatzklage eingereicht. H2O weist die Ansprüche zurück und bezeichnet die hinter der Forderung stehende Berechnung als "extravagant". Ein Jahr zuvor verhängte die französische Finanzaufsicht AMF eine Rekordbuße in Höhe von insgesamt 93 Millionen Euro gegen H2O, Crastes und Chailley. Starmanager Crastes erhielt zudem ein Berufsverbot über fünf Jahre. H2O geht gegen die Entscheidung vor. (ert)