Ohne Schlüssel kein Geld – ein zentraler Satz für jeden, der in Blockchain-basierte Assets wie Bitcoin investiert: Geht der persönliche digitale "Key" verloren, ein Code aus Dutzenden Zahlen und Buchstaben, lässt sich das Guthaben nicht mehr aus der jeweiligen Blockchain lösen. Immer wieder gibt es Schlagzeilen über Kryptomillionäre, die vergessen haben, ihren Erben mitzuteilen, wie man an das digitale Vermögen kommt. Darüber berichtet FONDS professionell in seiner aktuellen Printausgabe.  

Schwerer Spagat – Erinnerung an Schatzsucher-Romane
Wer der Nachwelt den Zugang zu den Krypto-Assets nicht verwehren will, muss sich rechtzeitig überlegen, wie man diese sicher aber gleichzeitig zugänglich aufbewahrt. Dass das mitunter kein leichter Spagat ist, zeigt sich im Gespräch mit Sven Hildebrandt, Partner beim Hamburger Berater Distributed Ledger Consulting GmbH (DLC). Das junge Unternehmen stand unlängst vor der Aufgabe, eine zuverlässige Bitcoin-Verwahrlösung für ein Family Office auszutüfteln. Herausgekommen ist ein komplexes, aber originelles Konzept, das durchaus Erinnerungen an Schatzsuche-Romane weckt.

Zu Beginn ist die Methode noch relativ ­gewöhnlich: Die einzelnen privaten Schlüssel, die der Blockchain den Besitz von Bitcoin-Werten anzeigen, werden in ein Offline-Wallet übertragen. Diese Wallets werden mit einer sogenannten Seed-Phrase versehen. Dabei handelt es sich um eine Abfolge von meist zwölf bis 24 Wörtern. Selbst wenn das Wallet zerstört wird, können die darauf ­befindlichen Daten mit der Seed-Phrase wiederhergestellt werden; ohne Seed hingegen kommen die privaten Schlüssel und damit das virtuelle Geld nicht von der Wallet runter.

Zersägte Metallplatten
Im Plan von DLC wird nun diese Seed-Phrase auf eine unverwüstliche Metallplatte graviert. Dabei vertauscht man am besten einzelne Wörter – welche, das muss entweder testamentarisch notiert oder im Kopf behalten werden. Die gravierte ­Metallplatte wird darauf hin in mehrere Teile zersägt. Diese werden von ausgewählten Personen der Familie in Bankfächern verwahrt.

"Diese Personen sollten aus Sicherheitsgründen erstens nie gemeinsam ein Verkehrsmittel benutzen, zweitens ist es sinnvoll, wenn sie jeweils unterschiedlichen Generationen ange­hören", so Hildebrandt. Bei der weiteren Ausgestaltung der Sicherheitsschritte könne man kreativ vorgehen – etwa bei der Frage, wer wie viel wissen ­dürfe. Im konkreten DLC-Beispiel wurde ­etwa dem jüngsten Mitglied, einem Jugend­lichen, der Zweck der Codeaufbewahrung nicht verraten.

Für Buy-and-Hold geeignet
Das relativ aufwendige Vorgehen sei vor ­allem für Buy-and-Hold-Strategien gedacht. Immer mehr Family Offices würden Krypto-Assets in der Vermögensallokation berücksichtigen. Sie wollen damit nicht zocken, sondern im Sinne der Diversifikation auch in ­diese Assetklasse investieren. Generell sollte aber jeder Anlageberater die Verwahrthematik ansprechen, sagt Hildebrandt. (eml)


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