Sieht man von Russland ab, ist wohl China jener Markt, der die Risiken von Investments in aufstrebende Märkte und Regionen am deutlichsten vor Augen führt. Nach dem spektakulären Höhenflug, der nach dem Ende der Finanzkrise mehr als ein Jahrzehnt lang stark steigende Kurse und Fondsinhabern mehrere hundert Prozent Gewinn brachte, befinden sich China-Fonds seit Anfang 2021 im Sinkflug. Verlief die Wertentwicklung von Fonds wie etwa dem Neuberger Berman China Equity Fund von 2010 bis Anfang 2021 gleichauf mit dem MSCI World Index (rund 250% Plus), so steht der Weltaktienindex heute bei mehr als 420 Prozent Wertzuwachs, während der China-Fonds weniger als 100 Prozent über dem Wert von Anfang 2010 notiert. Die Gründe dafür – wirtschaftliche Probleme in China sowie internationale politische Spannungen – sind bekannt, die Frage, die sich wahrscheinlich gar nicht so wenige Investoren stellen, lautet nun: Ist mit einer Normalisierung der Lage in China zu rechnen, oder sollte man diesen Markt aus Sicht heimischer Anleger abschreiben? 

Die Antwort darauf dürfte in jedem Einzelfall anders lauten, denn sie hängt naturgemäß von der individuellen Risikobereitschaft ab. Die Gefahr, dass sich Ost und West politisch weiter voneinander entfernen, besteht zweifellos, und wie man im Fall von Russland gesehen hat, könnte dies für bestehende Investments bis zum Totalverlust führen. Entsprechend aussichtsreich ist daher ein Einstieg in dem Fall, dass sich die Lage verbessern sollte. Dennoch bleiben China-Fonds trotz der jüngsten Gegenbewegung nur etwas für Anleger, die mit derart hohen Risiken tatsächlich leben können.

Edelmetall weiter stark
Dass "Unsicherheit" das Wort ist, dass die derzeitige Investmentlandschaft wohl am besten beschreibt, lässt auch ein Blick auf die Entwicklung von Edelmetall-Fonds vermuten. Nach massiven Anstiegen im Vormonat legten sie auch im April wieder zweistellig zu. Dafür gibt es gute Gründe, die Hoffnung, dass die Inflation unter Kontrolle ist und die Notenbanken demnächst die Zinsen senken, wird täglich kleiner. Parallel dazu weisen viele Analysten darauf hin, dass die Zinsstrukturkurve in den USA seit Sommer 2022 invers ist (kurze Zinsen höher als lange), womit nach wie vor die Gefahr einer bevorstehenden Rezession besteht. Vielfach wird aber auch über massive Goldkäufe ostasiatischer Notenbanken – vor allem China und Singapur werden hier genannt – berichtet. Was tatsächlich die zentrale Ursache für den Ausbruch des Goldpreises über eine langjährige Widerstandslinie darstellt, ist aber in Wahrheit nicht klar. Fest steht nur, dass sich die traditionelle Investmentempfehlung, immer auch einen Teil des Portfolios in Gold zu halten, als richtig herausgestellt hat. 

Enttäuschender April
Nach den überragenden Monatsergebnissen im März, regierte im April wieder die Realität an den Aktienbörsen. Mehrheitlich beendeten Aktienfonds den Beobachtungszeitraum mit Verlusten, die allerdings moderat ausfielen. Im Durchschnitt über 50 Regionen und Branchen lag das Minus bei 1,43 Prozent, deutlich schlechter verlief der April für die Regionen Lateinamerika beziehungsweise Brasilien sowie die USA. Auf Branchenebene war der Gesundheitsbereich (Biotech und Pharma) das Schlusslicht. Da Anfang Mai erfahrungsgemäß die eher schwierigen Sommermonate beginnen, rät jedenfalls die Statistik derzeit von großen Neuengagements ab. 

Umstellung bei Öko-Fonds
Bitte beachten Sie, dass Mountain View im März eine Umstellung bei der "Branche Ökologie/Ethik" durchführte. Die Unterkategorie wird nicht mehr vergeben, weil die Fonds nun der jeweiligen spezifischeren Branche zugeordnet werden. Der Index "FIAP Aktien Ethik/Ökologie" wird weiterhin mit allen Aktienfonds berechnet, die als Nachhaltigkeitsfondsart "Ethik/Ökologie" hinterlegt haben.

Die Fonds mit ehemaliger Unterkategorie "Branche Ökologie/Ethik" werden nun dem jeweiligen Branchenindex respektive Länderindex zugeordnet. Dies spiegelt sich im Report in den gestiegenen Fondsanzahlen und dem höheren Volumen der Indizes wider. (gf)


Über das FONDS professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der Mountain-View-Aktienfondsindizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade Rückenwind haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – drei Monate, sechs Monate, ein Jahr, drei Jahre sowie über fünf und zehn Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Juni 2024.