Die Entwicklung von Aktienmärkten ist nicht vorhersagbar. Das stimmt, soweit wir das mit heutigem Wissen einschätzen können, nur kurzfristig, langfristig sieht die Sache anders aus. Die Börsen tendieren nach oben, durchleiden dabei aber – wie jeder weiß – in unregelmäßigen Abständen Rückschläge. 2019, 2020 und 2021 waren gemessen am US-Aktienindex S&P 500 gute Jahre, 2022 war mit mehr als 20 Prozent Minus eine Katastrophe, für die man aber schon 2023 entschädigt wurde. 

Aktienfonds, die in den USA anlegen, erwirtschafteten, so zeigt der entsprechende Index von Mountain-View, der mehr als 300 Fonds beobachtet, im Vorjahr durchschnittlich fast 23 Prozent. Betrachtet man die Kategorien "Welt" und "Aktienfonds" liegt das Jahresendergebnis bei 15,84 beziehungsweise 12,16 Prozent.

China als Schlusslicht
Weniger glücklich war dabei, wer zuletzt schwerpunktmäßig auf China setzte. Das Wirtschaftswunderland der letzten 20 Jahre hat seinen Wachstumspfad – jedenfalls vorübergehend – verlassen, und das spüren vor allem Investoren. Mit einem Zwölf-Monats-Verlust von mehr als 23 Prozent beendeten die 86 im Fondsbarometer erfassten China-Aktienfonds das Vorjahr als Tabellenletzter. Damit sank auch der Zehn-Jahres-Ertrag auf durchschnittliche 25 Prozent, womit China-Fonds über die letzte Dekade betrachtet zu den zehn schlechtesten Kategorien zählen. Das ist zweifellos enttäuschend, muss aber vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass das Land einen spektakulären Höhenflug hinter sich hat, der viele Jahre anhielt. Laut Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) trug Chinas Wirtschaft seit 2008 rund 35 Prozent zum globalen Wachstum bei, der Vergleichswert für die USA lag bei 27 Prozent. 

Der IWF schließt sich auch nicht der Einschätzung mancher Beobachter an, die einen Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft prophezeien. Chinas Führung habe die Gründe für die aktuelle Schwäche erkannt und steuere bereits gegen. Ob das als Einstiegssignal zu werten ist, muss jeder Investor selbst entscheiden. Ohne Zweifel sind China-Investments mit höheren politischen Risiken behaftet als viele Alternativen. Aber auf die Volkswirtschaft zu verzichten, die in den kommenden Jahrzehnten zur Nummer eins weltweit werden könnte, stellt durchaus auch ein Risiko dar.

Biotechnologie meldet sich zurück, Technologie ist Jahressieger
Auf Monatsbasis waren Biotechnologiefonds mit mehr als 16 Prozent Plus die klare Nummer eins. Diese Branche rangiert im Langzeitvergleich schon seit Langem stets unter den besten Fondskategorien, tendiert seit einigen Jahren aber eher seitwärts. Mit dem jüngsten Anstieg verbessert sich das Jahresergebnis der Biotech-Fonds auf 9,6 Prozent. Noch deutlich besser erging es dem Technologiesektor. Die 116 Fonds, die in dieser Gruppe erfasst werden, legten eine durchschnittliche Jahresperformance von fast 40 Prozent vor, womit sie über fast alle Beobachtungszeiträume zu den besten zehn Fondsgruppen zählen.

Bei der Frage, ob man als durchschnittlicher Anleger auf eine einzelne Branche setzen sollte, scheiden sich die Geister. Hier winken bei richtiger Einschätzung natürlich höhere Erträge als bei breit aufgestellten Produkten, allerdings muss man im Fall des Irrtums auch beträchtliche Verluste aushalten. 

Mountain-View-Index (Anzahl Fonds)1-Jahres-Ertrag in %
Technologie/IT (116)39,09
Zentral-/Osteuropa (28)29,70
Taiwan (3)28,54
Lateinamerika (21)26,85
Südosteuropa (5)26,40
Japan (136)23,93
USA (302)22,93
Brasilien (5)20,67
Nordamerika (33)20,26
Indien (42)18,81
Gesundheit/Pharma (70)-1,18
Belgien (4)-2,36
Asien (18)-2,50
Edelmetalle (35)-2,73
Afrika (5)-4,24
Agrikultur (4)-5,77
Neue Energien (30)-7,16
Türkei (3)-12,80
Großchina (46)-17,72
China (86)-23,34

Quelle: Mountain-View

Ein Blick auf die Ein-Jahres-Bilanz für 2023 (siehe Tabelle) zeigt, dass sich unter den besten zehn Fondskategorien neun Regionenfonds-Kategorien finden, während die Liste der Verlierer vier Branchenfonds-Gruppen enthält. Die seit geraumer Zeit im Abwärtstrend gefangene Klasse der "New Energy"-Fonds beendete das Jahr dabei als schlechtester Branchenfonds-Vertreter mit mehr als sieben Prozent Verlust. Allerdings sollte man diese Fonds in nächster Zeit im Auge behalten, denn im Dezember zählten sie mit mehr als sieben Prozent Wertzuwachs zu den Top Ten. Ob das schon eine Trendwende ist, lässt sich nicht sagen, fest steht aber, dass die Schwäche dieser davor übertrieben stark nachgefragten Fonds nun schon drei Jahre anhält. In den letzten Wochen 2023 zeichnete sich erstmals seit Mitte 2022 eine erste Gegenbewegung ab. Die Chance, dass die davor eingepreisten Übertreibungen in dieser Sparte nun abgebaut sind, sollte nicht unterschätzt werden, und dass nicht-fossile Energiequellen in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden, erscheint doch äußerst wahrscheinlich. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der Mountain-View-Aktienfondsindizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade Rückenwind haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – drei Monate, sechs Monate, ein Jahr, drei Jahre sowie über fünf und zehn Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Februar 2024.