Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) hat sich an einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bank beteiligt. Der Frankfurter Finanzvertrieb übernahm zum 11. Oktober 0,55 Prozent der Anteile an der DWS Holding & Service GmbH. Entsprechende Informationen von FONDS professionell ONLINE bestätigten Sprecher beider Unternehmen am Mittwoch.

Die Beteiligung sei "Resultat und Ausdruck der jahrelang guten Zusammenarbeit", sagte eine DVAG-Sprecherin gegenüber FONDS professionell ONLINE. Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin der Deutsche-Bank-Sparte Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM).

Geld floss für die Beteiligung nicht. Das Geschäft ist vielmehr Teil eines seit 2002 bestehenden Kooperationsvertrages mit der Deutschen Bank. Damals sagte die Bank der DVAG zu, beim Erreichen bestimmter Absatzzahlen an der DWS beteiligt zu werden. Die geforderten Mittelzuflüsse konnte die DVAG liefern, daher steht ihr nun ein – wenn auch kleiner – Anteil an der DWS zu.

"Mobiler Vertrieb der Deutschen Bank"
Die enge Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bank und DVAG nahm ihren Ausgang im Jahr 2001. Damals unterzeichneten Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer und DVAG-Gründer Reinfried Pohl einen umfassenden Kooperationsvertrag. Seither bezeichnet sich die DVAG auch als "mobiler Vertrieb der Deutschen Bank".

Im November 2001 verkündete Pohl die Kooperation vor Tausenden Vermögensberatern in der Frankfurter Jahrhunderthalle – und bat auch Breuer auf die Bühne. "Als der Topbanker seinen neuen Außendienst dann mit 'Liebe Kolleginnen und Kollegen' ansprach, tobte die Halle vor Begeisterung", schreibt Hugo Müller-Vogg im Vorwort des Buches "Ich habe Finanzgeschichte geschrieben", das auf Interviews mit dem DVAG-Chef beruht. Die 5000 Vermögensberater hätten auch sich selbst bejubelt, so Müller-Vogg weiter: "Die angeblichen 'Drücker' und 'Klopper' fühlten sich gleichsam in den Adelsstand erhoben, jedenfalls um mehrere Stufen auf einmal nach oben befördert."

Eine wahre Macht im Finanzvertrieb
Wie wichtig die DVAG etwa für die DeAWM geworden ist, geht aus dem jüngsten Geschäftsbericht des Finanzvertriebs hervor. Demnach betreute die DVAG Ende 2012 immerhin 5,6 Prozent des gesamten Bestandes, den die Deutsche-Bank-Gruppe in Wertpapier-Publikumsfonds verwaltet. Für die DWS sei die DVAG längst der "bedeutendste Vertriebsweg außerhalb des eigenen Filialnetzes" geworden, heißt es im Geschäftsbericht.

Die DVAG ist in den vergangenen Jahren zu einer wahren Macht im Finanzvertrieb aufgestiegen: Fast 37.000 Vermögensberater arbeiten selbständig für das Unternehmen, knapp die Hälfte davon hauptberuflich. Die Zahl der betreuten Kunden liegt inzwischen bei sechs Millionen. Der Provisionsumsatz erreichte im vergangenen Jahr fast 1,2 Milliarden Euro, damit ist die DVAG mit Abstand die Nummer eins der deutschen Finanzvertriebe. Während viele Banken und andere Vertriebe unter der Finanzkrise zu leiden hatte, expandierte die DVAG ungebrochen weiter.

Auch personell gibt es Verflechtungen zwischen DVAG und Deutscher Bank: Ex-Bankchef Breuer und Rainer Neske, Privat- und Geschäftskundenvorstand des Instituts, sitzen im Beirat der DVAG. "Wir sind als Deutsche Bank sehr froh über die jetzt schon mehr als zehn Jahre andauernde Partnerschaft und profitieren in vielen Bereichen davon", lässt sich Neske im Geschäftsbericht der DVAG zitieren.

DVAG-Einstieg wirft Fragen an neuer Ausrichtung auf
Ungewöhnlich an der DVAG-Beteiligung ist, dass sich üblicherweise Produktanbieter bei Finanzvertrieben einkaufen, weil sie sich davon einen besseren Absatz erhoffen. Im Fall von DVAG und Deutscher Bank lief es nun umgekehrt.

Mit der neuen Ausrichtung der DeAWM passt der DVAG-Einstieg freilich nicht so recht zusammen. DeAWM-Chef Michele Faissola betont bei jeder Gelegenheit, der Deutschen Bank gehe es in erster Linie nicht mehr um den Produktabsatz, sondern um das Wohl der Kunden. Wenn die wichtigste Firma des neuen Geschäftsbereiches nun einen Finanzvertrieb als Gesellschafter hat, wirft das Fragen auf. Die DeAWM-Sprecherin wollte sich zu diesem Thema nicht äußern. Allerdings hätte sich die Deutsche Bank gegen den DVAG-Einstieg ohnehin nicht wehren können, selbst wenn sie das gewollt hätte – schließlich war die Beteiligung schon vor vielen Jahren vertraglich in Aussicht gestellt worden.

Fusion und Umbenennung mehrerer Deutsche-Bank-Töchter
Unterdessen kommt die Deutsche Bank mit der Integration ihrer Fonds- und Vermögensverwaltungsaktivitäten unter der Marke DeAWM auch formal voran. Bislang existierten unter dem Dach der Bank jeweils zwei Töchter für die Fondsproduktion und den Vertrieb, sowohl bei der DWS für Privatkunden als auch bei der Deutsche Asset Management mit der Marke DB Advisors für das institutionelle Geschäft.

Zu Ende September wurden die beiden Fondsgesellschaften nun unter dem Namen Deutsche Asset & Wealth Management Investment GmbH verschmolzen. Geschäftsführer dieser Gesellschaft sind neben DeAWM-Deutschlandchef Wolfgang Matis und Chefvolkswirt Asoka Wöhrmann auch Peter Roemer und Holger Naumann, der vor einigen Monaten zudem zum Präsidenten des Branchenverbands BVI gewählt wurde (FONDS professionell ONLINE berichtete). Die Vertriebstöchter wurden ebenfalls verschmolzen und firmieren nun als Deutsche Asset & Wealth Management International GmbH. Deren Geschäftsführer sind Steffen Leipold, Michael Fuss, Stephan Scholl und Georg Schuh.

Die DWS Holding & Service ist Eigentümerin dieser beiden Gesellschaften. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch diese umbenannt wird – noch ist das aber nicht passiert. An der Spitze dieser Holding stehen neben Matis, Naumann und Wöhrmann auch Andreas Rathmann und der bekannte Fondsmanager Klaus Kaldemorgen. (bm)