Als ein "gefährliches Placebo" bezeichnet der ehemalige Blackrock-Manager Tariq Fancy ESG-Investments in einem Gespräch mit dem "Handelsblatt". Der Grund: Viele Produkte gäben Anlegern das Gefühl, zu attraktiven Renditen in etwas "Gutes" zu investieren. Laut Fancy ist das aber nicht der Fall, eher werden Probleme verschleiert. Er sieht die Politik in der Pflicht, mit klaren Regularien wie einer CO2-Steuer den Kampf gegen den Klimawandel voranzutreiben. Vor allem die USA müssten hier mitziehen. Nur, wenn ein solcher regulatorischer Rahmen gegeben ist, könnten die Finanzmärkte ihre gewollte Steuerungsfunktion übernehmen.

Zurzeit rät Fancy Anlegern daher davon ab, in ESG-Fonds zu investieren. Die Gebühren seien höher als bei herkömmlichen Fonds, gleichzeitig sind bessere Renditen nicht garantiert, sagt er. Ein weiteres Problem sieht er darin, dass Anleger "zur Verbreitung eines gesellschaftlichen Placebos" beitragen, so zitiert ihn das "Handelsblatt". Der Experte geht davon aus, dass wie im Fall der DWS in den kommenden Monaten noch weitere Verdachtsmomente für sogenanntes Greenwashing ans Licht kommen. Fancys Prognose: "Es werden eine Reihe von Dominosteinen umfallen." Schuld daran sind seiner Wahrnehmung nach vor allem zu schwammige Vorgaben für nachhaltige Investmentprodukte.

Kritik eines Insiders
Tariq Fancy war bis 2019 bei Blackrock Chef für nachhaltiges Investieren. Als ehemaliger Insider meldet er sich nun regelmäßig mit Kritik an der ESG-Praxis von Vermögensverwaltern zu Wort. Das Segment boomt dessen ungeachtet: In den vergangenen drei Jahren hat sich das Volumen von ESG-Anlagen fast verdreifacht. (fp)