Die Digitalisierung in der Investmentbranche ist nicht mehr aufzuhalten. In diesem Punkt waren sich die Experten einig, die die Produktschmiede Patriarch Multi-Manager und der Vermögensverwalter Starcapital zum ETF-Panel auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim geladen hatten.

Digitale Prozesse führen zu mehr Effizienz im Portfoliomanagement und in der Verwaltung. Für Berater ergeben sich dadurch im Vertrieb ganz neue Möglichkeiten – beispielsweise können sie als Tippgeber agieren und neue Kundengruppen gewinnen. Die Bewährungsprobe für eine Vielzahl der Robo-Advisor stehe allerdings noch aus, da viele Angebote in einem steigenden Aktienmarkt konzipiert wurden, so der Konsens unter den Experten. Spätestens bei der nächsten Börsenkorrektur werde sich die Spreu vom Weizen trennen.

"Der Blick in den Rückspiegel bietet zwar eine gute Vergleichsmöglichkeit, doch welcher Algorithmus tatsächlich funktioniert, muss sich noch zeigen", sagte Thomas Meyer zu Drewer, Chef der Commerzbank-ETF-Sparte Comstage. Er betonte außerdem, dass ein individuelles Beratungsgespräch schwer durch einen Robo-Berater zu ersetzen sei, da sich die persönliche Situation eines Anlegers über standardisierte Online-Fragebögen weit weniger aussagekräftig erfassen lasse.

"Der Vertriebsprozess läuft völlig digital"
Heike Fürpaß-Peter, die den Drittvertrieb des ETF-Anbieters Lyxor in Deutschland und Österreich leitet, sieht Robo-Advisor vor allem als moderne Vertriebsplattform an. "Geringe Einstiegshürden und verständliche Anlagelösungen, deren Entwicklung vom Anleger jederzeit online eingesehen werden kann, sprechen insbesondere die jüngere Generation an, für die das Smartphone längst zur zentralen Steuerungseinheit im Alltag geworden ist", sagte sie. Die wenigsten Anleger wollten sich selbst mit Marktveränderungen auseinandersetzen.

Roger Bootz, Leiter des ETF-Drittvertriebs der Deutschen Asset Management in der EMEA-Region, verwies auf den "Human Robo" des Fondsanbieters. Mit dieser White-Label-Lösung können Vertriebspartner ihren Endkunden eine digitale Vermögensverwaltung anbieten, ohne selbst eine entsprechende Plattform programmieren zu müssen. "Der Vertriebsprozess läuft völlig digital", so Bootz. "Die Portfoliosteuerung hingegen bleibt menschlich und basiert auf dem CIO-View der Deutschen Asset Management".

Patriarch-Geschäftsführer Dirk Fischer setzt bei seinem Robo-Advisor "Truevest" auf Anlagestrategien der Vermögensverwalter DJE Kapital und Starcapital. Der digitale Zugang bietet seiner Meinung nach einen großen Vorteil: "Finanzberater können unseren Robo-Advisor als sogenannte Tippgeber nutzen, um Zielgruppen anzusprechen, die sie im klassischen Beratungsgeschäft erst gar nicht erreichen würden."

"Robo"-Ansätze seit 17 Jahren
Starcapital-Vostand Markus Kaiser erläuterte, warum er schon seit mehr als 17 Jahren ETFs in der Vermögensverwaltung einsetzt. Er sieht sie als bestens dafür geeignet, eine aktiv gesteuerte, flexible Asset-Allokation umzusetzen. "Die Anlageentscheidungen basieren auf festen Regeln, denen wissenschaftliche Erkenntnisse und langjährige Erfahrungen zu Grunde liegen", sagte Kaiser. Computergestützte Anlageprozesse sollen dabei helfen, subjektive und emotionale Entscheidungen auszuschalten. Im Grunde sei sein Investmentansatz also schon seit vielen Jahren eine Art "Robo". (bm)