Zum ersten Mal hat die Zahl der Aktienindizes die Zahl der an den US-Börsen gelisteten Aktien überschritten, berichtet die Online-Plattform Fund Research unter Berufung auf Bloomberg. Aktuell gibt es mehr als 5.000 Indizes – so viele wie nie zuvor. Gleichzeitig ist die Zahl der US-Unternehmen mit Börsennotierung in den vergangenen 22 Jahren von über 7.000 auf aktuell unter 5.000 gesunken.

Bis zum Jahr 2010 gab es gerade einmal rund 250 Aktienindizes. Dann explodierte ihre Zahl. Das lag vor allem an der steigenden Nachfrage von ETF-Anbietern, die Indizes als Underlying für ihre Produkte nutzen. Zuletzt kamen viele komplexe Barometer neu auf den Markt, die aktive Fondsmanagement-Strategien nachahmen und so Überrenditen gegenüber herkömmlichen Indizes versprechen. Damit trugen Indexanbieter dem Smart-Beta-Boom Rechnung.

Für die Indexanbieter wie MSCI oder Standrad & Poor's lohnt sich das Geschäft, denn sie bekommen von ETF-Gesellschaften Lizenzgebühren. Die Deutsche Börse, die die Dax- und Stoxx-Indizes berechnet, nahm mit dem Lizenzgeschäft im vergangenen Jahr rund 127 Millionen Euro ein. Und der Anbieter S&P, dem der US-Aktienindex S&P 500 in Lizenz gehört, bekommt allein von State Street jedes Jahr rund 72 Millionen US-Dollar überwiesen: Dessen Fonds "SPDR S&P 500 Index" ist mit einem Volumen von einer Viertelbillion US-Dollar der weltgrößte ETF. Für die Indexnutzung zahlt State Street jährlich 0,03 Prozent des Fondsvolumens, plus einer Gebühr von 600.000 Dollar für die Nutzung des Indexnamens.

Zeit für einen Preiskampf
Durch den ETF-Boom haben Indexanbieter mehr Macht als je zuvor, und verdienen tüchtig mit. Das passt nicht jedem. So bietet etwa Morningstar Asset Managern seit vergangenem Jahr an, Fonds kostenfrei an den globalen Morningstar-Aktienindizes auszurichten. Nach Marktkapitalisierung gewichtete Aktienindizes seien nahezu austauschbar und sollten deshalb einen entsprechend niedrigen Preis haben, erklärte der CEO der Fondsratingagentur, Joe Mansueto. Die Lizenzgebühren stiegen aber, statt zu sinken.

Auch bei ETF-Anbietern selbst wächst der Unmut (lesen Sie hierzu den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Sebastian Ertinger). Letztendlich könnte durch die wachsende Zahl der Indizes der Wettbewerb auf dem Index-Markt zunehmen – zum Vorteil der Anleger, die über die Fonds- und ETF-Gebühren einen Teil der Lizenzkosten tragen. (fp)