Anleger haben seit mehr als einem Jahr ihr Engagement in einer Handvoll großer Technologieunternehmen erhöht und damit die Marktbewertungen in die Höhe getrieben. Doch trotz aller Euphorie um künstliche Intelligenz haben die Börsianer in den USA auch Milliarden in einen börsengehandelten Indexfonds gesteckt, der einfach Unternehmen mit soliden Cashflows kauft – und dabei nicht auf bestimmte Branchen setzt: den Pacer US Cash Cows 100 ETF, dessen Vermögen von 12,5 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf rund 20 Milliarden Dollar gestiegen ist.

Der in den USA beheimatete Fonds, der mittelgroße und große Unternehmen mit hohen Free-Cashflow-Renditen abbildet, hat seit Juli 2023 fast ununterbrochen Mittelzuflüsse verzeichnet – mit nur einem einzigen Tag mit Abflüssen, wie aus vom Finanznachrichtendienst "Bloomberg" zusammengestellten Daten hervorgeht. Die amerikanische Fondsgesellschaft Pacer ETFs hatte jüngst angekündigt, von Irland aus auch den europäischen Markt mit ihrer Cash-Cows-Serie bedienen zu wollen.

Zuspruch auch ohne die "Glorreichen Sieben"
Der stetige Appetit auf den ETF, der laut "Bloomberg Intelligence" durch seinen Fokus auf den Cashflow einzigartig ist, hebt sich von einem Markt ab, der vom Megacap-Tech-Narrativ dominiert wird. Der Hype um die künstliche Intelligenz hat den S&P 500 zu Beginn des Jahres inmitten des Optimismus über die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft und der Aussicht auf eine mögliche Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed auf mehrere Rekordhöhen getrieben.

Die Tatsache, dass der ETF keine der "Magnificent Seven"-Aktien wie Apple, Nvidia oder die Google-Mutter Alphabet hält, macht seine Popularität noch bemerkenswerter, so Dan Suzuki, stellvertretender Investmentchef bei Richard Bernstein Advisors. Der Cash-Cows-Fonds investiert in rund 100 Unternehmen mit der höchsten freien Cashflow-Rendite – ein Hinweis darauf, dass ein Unternehmen in Barmitteln schwimmt. Der Fonds wird laut Prospekt vierteljährlich umgeschichtet und neu zusammengesetzt, wobei die Obergrenze bei zwei Prozent liegt.

Einfache Strategie
"Was diese Strategie unter dem Gesichtspunkt der Diversifizierung für Anleger wahrscheinlich noch interessanter macht, ist die Tatsache, dass die Performance nicht von den 'Magnificent Seven' oder generell von Technologie- und Wachstumswerten getragen wurde", so Suzuki. Der Fonds, der 2016 aufgelegt wurde, erreichte im vergangenen Jahr eine Rendite von 15 Prozent, was etwa der Hälfte des von Tech-Werten getriebenen Anstiegs des S&P 500 entspricht.

Auf Fünf-Jahres-Basis hat er die Benchmark übertroffen, ebenso wie ETFs, die sich auf Dividenden konzentrieren, wie der 77 Milliarden Dollar schwere Vanguard Dividend Appreciation ETF. "Die freie Cashflow-Rendite ist eine einfache, aber effektive Möglichkeit, ein Unternehmen zu bewerten", sagt Sean O’Hara, Präsident von Pacer ETFs. "Wenn Anleger mit Bewertungen zu aggressiv umgehen, könnte COWZ dem breiten Markt etwas mehr hinterherhinken, aber wahrscheinlich Schritt halten."

Ausgleich für Tech-Lastigkeit
Für Jane Edmondson, Leiterin der thematischen Strategie bei TMX Vettafi, bietet die Cash-Cow-Strategie eine Absicherung gegen überschwängliche Technologiewerte. Außerdem habe sich die Cashflow-Rendite als Wertmaßstab besser bewährt als traditionellere Maßstäbe wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis und das Kurs-Gewinn-Verhältnis. "Es handelt sich um einen guten Diversifikator, da die meisten Anleger bereits über Instrumente wie den S&P 500 ein erhebliches Engagement in der Technologiebranche haben", sagt Edmondson.

Andere börsengehandelte Fonds, die sich auf Qualität, gemessen etwa an Kriterien wie der Eigenkapitalrendite, konzentrieren, haben nicht das gleiche Ausmaß und die gleiche Beständigkeit bei den Mittelzuflüssen erlebt. Der 38 Milliarden Dollar schwere iShares MSCI USA Quality Factor ETF ist ein Beispiel dafür. Und das, obwohl diese Alternativen niedrigere Kostenquoten bieten. "Es gibt kein vergleichbares Produkt", sagt Athanasios Psarofagis, ein ETF-Analyst bei "Bloomberg Intelligence". Die Serie von Zuflüssen sei ungewöhnlich und gehöre zu den beständigsten bei den ETFs, die er verfolge. (Bloomberg/ert)