Die Gebühren von Investmentfonds belasten nach wie vor die Erträge von Privatanlegern. Zusehends schmälern auch die steigenden Teuerungsraten die Einnahmen. Zu diesem Ergebnis kommt die EU-Finanzmarktaufsicht ESMA in ihrer jährlichen Studie zu den Kosten von Finanzprodukten für Retailanleger. Demnach sind zwar die laufenden Kosten von Aktien-, Anleihen- sowie Mischfonds 2021 gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. Doch dafür beginnt die Inflation, die Einnahmen zu schmälern.

"Die Anleger sind mit einem Umfeld großer wirtschaftlicher Unsicherheit, hoher Inflation und relativ niedriger Marktperformance konfrontiert", lässt sich die ESMA-Vorsitzende Verena Ross in einer Mitteilung zitieren. "In diesem Zusammenhang geben die hohen Kosten bestimmter Anlageprodukte, insbesondere für Kleinanleger, Anlass zur Sorge über die tatsächlichen Anlageergebnisse." Die Auswertung der Behörde bezieht sich wohlgemerkt erst auf das Jahr 2021. Der große Teuerungsschub des Jahres 2022 ist in den Daten noch nicht erfasst.

Herber Einschnitt
So sanken die Gebühren von Aktien-UCITS auf Jahressicht um acht Basispunkte auf im Schnitt 1,4 Prozent, bei Anleihen- und Mischfonds jeweils um fünf Basispunkte auf 0,91 beziehungsweise 1,45 Prozent. Machte sich die Inflation 2020 nur mit rund 1,5 Prozent bemerkbar, sprang der Einfluss der Teuerung 2021 schon auf rund drei Prozent.

"Nach mehr als einem Jahrzehnt niedriger Inflation hat der jüngste Anstieg des Preisniveaus begonnen, die Renditen der Anleger zu belasten", rechnen die ESMA-Analysten vor. "Zusätzlich zu den durchschnittlichen Fondsgebühren von 3.000 Euro, die für eine Anlage von 10.000 Euro über zehn Jahre gezahlt werden, verlieren die Anleger in der Regel 2.000 Euro aufgrund der Inflation, wodurch der Nettowert dieser Anlage auf 16.500 Euro sinkt."

Nachhaltig günstiger und besser
Weiterhin bestätigt die Analyse die Ergebnisse früherer Jahre, dass nachhaltige Fonds in der Regel günstiger sind als Vehikel, die keine ESG-Kriterien befolgen. Eine Ausnahme stellen börsengehandelte Indexfonds (ETFs) auf Aktien dar. Hier sind die ESG-Varianten mit laufenden Kosten von im Schnitt 0,6 Prozent etwas teurer als nicht-nachhaltige ETFs mit 0,4 Prozent. Einen mitunter konstatierten Öko-Aufschlag für nachhaltige Investmentprodukte scheint es also nicht zu geben.

Gleichwohl passt die Preisentwicklung bei ESG-Fonds in das allgemeine Marktbild. Denn neu aufgelegte Fonds sind der ESMA wie auch anderen Branchenbeobachtern zufolge in den vergangenen Jahren günstiger als die am Markt bestehenden. Die ESMA-Analysten hatten in der Vorjahresstudie festgestellt, dass ESG-Fonds auch unabhängig vom Alter noch günstiger sind. Diesen Aspekt haben die Experten dieses Jahr offenbar nicht erneut untersucht. Obendrein übertrafen nachhaltige Fonds auf Sicht von drei Jahren überwiegend die nicht-nachhaltige Konkurrenz. Zumindest schnitten ESG-Aktien- und ESG-Mischfonds besser ab. Lediglich nachhaltige Rentenfonds hinkten hinter den nicht-nachhaltigen Pendants hinterher. (ert)