Ein schlechtes ESG-Rating führt nicht dazu, dass Unternehmen ihr Verhalten ändern, betont Tillmann Lang, Geschäftsführer und Gründer der digitalen Impact-Investing-Plattform Inyova. "Forscher können in all ihren Studien einfach gar keine Wirkung in der Art und Weise, wie Firmen wirtschaften, wahrnehmen", schreibt er in einem aktuellen Marktkommentar. Weder in Bezug auf Umwelt und Soziales noch im Investitionsverhalten ändern Unternehmen demnach etwas, wenn sie schlechte Bewertungen kassieren. Lediglich im Bereich Governance gebe es gelegentlich gewisse Anpassungen. "Vermutlich, da dies oft am einfachsten zu verändern ist", so Lang. Seine Plattform Inyova ist auf sogenanntes Impact Investing spezialisiert, das auf Verhaltensänderungen bei jenen Unternehmen abzielt, die engagierte Investoren in ihr Portfolio aufnehmen.

Dagegen kann ein schwaches Rating die Kurse durchaus beeinflussen, erläutert Lang. Das hätten unter anderem Forscher der MIT Sloan School of Management und der Universität St. Gallen nachgewiesen. Eine Verschlechterung im ESG-Rating geht danach tendenziell mit einer Senkung des Aktienkurses einher. Eine Verbesserung des Ratings bringt demgegenüber positive Effekte, wenn auch in geringerem Ausmaß. In beiden Fällen – also bei Auf- und bei Abwertung, dauere es zwischen ein und zwei Jahren, bis Aktienkurse sich anpassen. "Das ist bemerkenswert, denn die Veränderung eines Credit-Ratings wird quasi über Nacht eingepreist", schreibt Lang und schlussfolgert: "Das könnte heißen, dass Fonds ESG vor allem nutzen, um den ESG-Appetit ihrer Investor*innen zu bedienen, und nicht, um Risiken einzupreisen." (fp)