Da die Fondsmärkte auf der ganzen Welt im Allgemeinen von einem Überangebot geprägt sind, buhlen viele Produkte mit ähnlichen Anlagezielen um die Gunst der Anleger. Kein Wunder, dass Anbieter versuchen, sich mit ihren Produkten von denen ihrer Konkurrenten abzuheben, möglichst indem sie auf entsprechende Wettbewerbsvorteile hinweisen.

"Das gilt nicht zuletzt auch für das Segment der nachhaltigkeitsorientierten Anlageprodukte", warnt Detlef Glow, Head of Lipper EMEA Research. Mit dem zunehmenden Interesse der Anleger an ESG-bezogenen Produkten habe eine wachsende Zahl von Fondsanbietern behauptet, ESG-Kriterien in ihre Anlageprozesse zu integrieren. "In einigen Fällen war die Formulierung, welche ESG-Nachweise genau verwendet werden und wie sie in den gesamten Portfoliomanagementprozess integriert werden, allerdings nur sehr vage", so Glow. "Das hat zu Greenwashing-Vorwürfen geführt, weil die Anleger festgestellt haben, dass einige Fonds zwar behaupten, ESG-Produkte zu sein, aber die Erwartungen der Anleger nicht erfüllt wurden."

Nicht wenige Fonds haben übertrieben
Dass einige Fonds den Einsatz von ESG-Kriterien möglicherweise übertrieben haben, lasse sich auch an der Zahl der Fonds ablesen, die inzwischen im Rahmen der SFDR-Klassifizierung herabgestuft worden seien. Glow: "Insgesamt lässt sich sagen, dass die Greenwashing-Vorwürfe das Vertrauen der Anleger in die Aussagen der Vermögensverwalter erheblich beeinträchtigt haben."

Das wiederum habe dazu geführt, dass die Fondspromoter nach neuen Ansätzen gesucht hätten, mit denen sie sich von der Konkurrenz hätten abheben können. "Der passende Claim, den sie gefunden haben, war Impact Investing, das sich auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN, im Englischen als SDG abgekürzt, bezieht", hat Glow beobachtet. Es ist in seinen Augen keine Überraschung, dass gerade Impact Investing in der Fondsbranche sehr beliebt geworden sei, da die ökologischen oder sozialen Auswirkungen einer Investition noch schwieriger zu messen seien als die allgemeine ESG-Performance.

Ein Missbrauch des Begriffs Impact Investing muss verhindert werden
"In diesem Zusammenhang ist es auch nicht verwunderlich, dass Anleger und Marktbeobachter einen Missbrauch des Begriffs Impact Investing fürchten und erwarten, dass eine Reihe von Produkten beim Impactwashing erwischt wird", warnt der Lipper-Experte. Ein Grund für diese Befürchtungen sei, dass die große Mehrheit der Impact-Fonds in börsennotierte Wertpapiere investiert. Das bedeute, dass ein Fondsmanager in der Regel ein Wertpapier von einem anderen Investor kaufe, statt sein Kapital direkt dem Emittenten zur Verfügung zu stellen. Infolgedessen sei die Wirkung eines solchen Investments auf gewisse Weise begrenzt, wenn man sie nach den Maßstäben der zur Weltbankgruppe gehörenden International Finance Corporation (IFC) bewerte. "Das bedeutet nicht, dass Impact Investing nicht auch mit Investitionen auf öffentlichen Märkten erreicht werden kann", so Glow. "Aber es bedeutet, dass Investitionen in privaten Märkten besser in der Lage sind, eine Wirkung zu erzielen, da der Investor sein Geld direkt dem Emittenten zur Verfügung stellt."

Prinzipiell ist es daher seiner Ansicht nach durchaus möglich, mit einem Investmentfonds oder einem ETF, der in öffentliche Märkte investiert, eine ökologische und/oder soziale Wirkung zu erzielen. "Allerdings müssen sich die Fondspromotoren über ihre Ziele im Klaren sein, was die Auswirkungen betrifft, die sie erreichen wollen, und wie diese gemessen werden", so der Experte. Mit anderen Worten: Ein Fonds, der behauptet, ein Impact-Fonds zu sein, müsse die drei von der IFC definierten Attribute (Absicht, Beitrag und Messung) offenlegen, um Impactwashing-Vorwürfe zu vermeiden. (hh)