Die Erste Asset Management überlegt, ihre Produktpalette in neue Felder auszuweiten. "Wir interessieren uns für neue Assetklassen, wie etwa Private Markets, und wir wollen dafür einen ELTIF nach der neuen Regelung auflegen", sagte Heinz Bednar, Chef der Gesellschaft, unlängst am Rande einer Veranstaltung. Die Pläne sind demnach noch wenig konkret, auch ein Zeitrahmen stehe noch nicht fest.

Die Thematik sei Neuland, so Bednar, der auf die junge ELTIF-2.0-Regelung verweist. Diese macht einen breiteren Vertrieb der Produkte auch im Retail möglich – so ist etwa mit Jahresbeginn die frühere Mindestveranlagungsschwelle von 10.000 Euro gefallen.

Amundi überlegt auch
Eine Nachfrage bei den größeren Kapitalanlagegesellschaften Österreichs zeigt, dass ELTIF 2.0 bisher noch keinen Boom auslöst. Nur Amundi Austria meldet zurück, dass die Auflegung eines ELTIF nach den neuen Vorgaben ebenfalls geplant ist – weitere Details werden nicht bekannt gegeben. Bei der Kepler KAG betonte ein Sprecher, ELTIFs seien "auf absehbare Zeit kein Thema". Und die Raiffeisen KAG, die zweitgrößte Gesellschaft im Land, antwortete nicht auf die Anfrage.

In der EU gibt es bereits seit 2013 einen Rechtsrahmen für ELTIFs. Dadurch sollte mehr privates Geld in Bereiche wie Infrastruktur und Private Equity kanalisiert werden. Derlei Investments sind üblicherweise illiquide, verlangen einen sehr langen Anlagehorizont und sind weitgehend institutionellen Investoren vorbehalten. Allerdings ging der EU-Plan nicht auf, die Veranlagungs- und Vertriebsgrenzen waren zu eng, das Produktangebot blieb überschaubar. Deshalb kam es zur Reform, die nun unter dem Schlagwort ELTIF 2.0 im Jänner 2024 zur Anwendung kam.

Erleichterungen
Nach dem neuen Recht fällt etwa die Mindestanlagesumme von 10.000 Euro. Zudem müssen nur noch 55 (statt davor 70 Prozent) des Kapitals in fixe zulässige Vermögenswerte investiert werden; es ist also eine Beimischung mehr liquider Assets möglich (was manche Beobachter auch kritisieren, weil dadurch die Performance verwässert werden könnte, die in diesem Segment typischerweise langfristig ihre Wirkung entfalten sollte). Als weitere Erleichterung kann der Vertrieb die übliche Geeignetheitsprüfung anwenden, die separaten Standards wurden gestrichen. Und Anleger müssen nicht mehr bis zum Ende im Fonds bleiben, vielmehr ermöglicht die Neuregelung halboffene Produkte, die einen Ein- und Ausstieg zulassen.

Laut einer aktuellen Studie von Scope gab es Ende 2023 europaweit nur 95 registrierte ELTIFs. Lediglich 31 davon wurden (von 19 Asset Managern) auch aktiv vertrieben. Zehn Fonds waren aufgelegt, um 2024 in die Vermarktung zu kommen, und 54 Vehikel waren für neue Anleger bereits geschlossen. Bei 78 aller registrierten ELTIFs waren den Scope-Analysten die Volumina bekannt; der Markt war demnach Ende des Vorjahres 13,3 Milliarden Euro groß – und damit zu klein, um dem EU-Wunsch eines substanziellen Beitrags zur Infrastruktur- und Technologiefinanzierung gerecht zu werden.

Wachstum erst, wenn Restfragen gelöst sind
Nach der Scope-Studie wuchs der ELTIF-Markt 2023 um 20 neue Vehikel. Das Marktvolumen stieg um rund 24 Prozent, was "solide, aber nicht überwältigend" sei, wie die Autoren betonen. Zum einen war 2023 kein gutes Jahr für den Verkauf von Privatmarktinvestments, weil sichere Sparbuchanlagen bei drei bis vier Prozent per annum alternative Anlageformen in den Schatten stellten (zumindest optisch, wenn auch nicht nach Inflation). Zum anderen gibt es Rückhalteeffekte, weil Anbieter bewusst auf die ELTIF-Reform warteten.

Die Reform "zündet" auch deshalb nicht so richtig, weil sie mit einem kleinen Manko behaftet ist: Über technische Regulierungsstandards (RTS) streiten die europäische Marktaufsicht ESMA und die EU-Kommission noch immer. Wenn diese final vorliegen, ist ein größerer Drive in dem Thema zu erwarten.

Neun neue ELTIF-Emittenten 2024 allein bisher
Im vergangenen Jahr sind laut Scope sechs neue Häuser hinzugekommen, die erstmals einen ELTIF aufgelegt haben. Für 2024 sind bisher bereits neun "Neulinge" bekannt: Es handelt sich um Allianz Global Investors, Fidelity, Moonfare, Natixis (AEW, Flexstone), Oddo BHF, Swiss Life, UBS, Union Investment und Zurich/Pemberton, wie Scope mitteilt. (eml)