Die Deutsche Börse prüft eine Reform des Dax. In einer bis zum 8. November laufenden Umfrage unter den Marktteilnehmern stellt die Deutsche-Börse-Index-Tochter Stoxx die Frage, ob das maximale Gewicht eines Wertes im deutschen Leitindex auf 15 Prozent von bisher zehn Prozent erhöht werden soll. Das meldet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", zuerst berichtete die Nachrichtenagentur "Reuters" darüber.

Ziel der Kappungsgrenze ist, dass kein Unternehmen einen zu großen Anteil an dem Index bekommt, weil er die Vielfalt der deutschen Wirtschaft abbilden soll, so die "FAZ". In einer früheren, 2022 gemachten Umfrage hatten Marktteilnehmer eine höhere Kappungsgrenze abgelehnt. Damals waren 58 Prozent für die gegenwärtige Regel gewesen.

Linde wollte mehr als zehn Prozent
Der Industriegase-Konzern Linde hatte sich auch wegen dieses Umfrageergebnisses von der Deutschen Börse verabschiedet und seine Aktien nur noch in New York listen lassen. Der Linde-Vorstand hatte den Weggang laut der Zeitung auch damit begründet, dass die Regel zusätzlichen Druck auf die Aktie ausgeübt habe, die wegen Kursgewinnen immer wieder die Zehn-Prozent-Marke übersprang: Infolge der Rücksetzung auf zehn Prozent mussten Indexfonds auf den Dax die Papiere verkaufen. Durch den Abverkauf sank dann auch deren Kurs.

Eine Anhebung der Kappungsgrenze ist kein Problem für Index-Fonds, die gemäß den Vorgaben der europäischen UCITS-Richtlinie (Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities) verwaltetet werden: UCITS-Fonds, die sich nicht an einem Index orientieren, dürfen zur Vermeidung von Klumpenrisiken zwar nicht mehr als zehn Prozent ihres Vermögens in einen Einzelwert investieren. UCITS-Indexfonds dagegen bis zu 20 Prozent.

Ist Kappungsgrenze sinnvoll?
Experten sind hinsichtlich höherer Kappungsgrenzen unterschiedlicher Meinung. Luca Thorißen, Indexexperte bei der Stifel Europe Bank, fände eine höhere Kappungsgrenze im Dax sinnvoll. "Damit würde die Börse vorbeugen und verhindern, dass sich in der Zukunft andere Unternehmen mit überdurchschnittlich steigendem Börsenwert vom deutschen Aktienhandel zurückziehen", sagte er dem "Handelsblatt". (jb)