Kaum ein Thema rührt die Wirtschaft momentan so um wie künstliche Intelligenz (KI), angespornt durch die Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022. In 13 Prozent der Finanzergebnisse von Unternehmen findet KI derzeit Erwähnung, wie Pierre Puybasset, Portfolioexperte des französischen Anbieters La Financière de l'Echiquier (LFDE), beim FONDS professionell Investmentforum am Freitag (7.6.) in Wien betonte. Hier gibt es noch jede Menge Luft nach oben. Der Markt soll sich von 150 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf knapp sieben Billionen Dollar bis 2040 verzigfachen, so Puybasset.

Bei allen Hoffnungen müssten Anleger jedoch eine hohe Volatilität einkalkulieren. Zu sehen ist das am Echiquier Artificial Intelligence Fonds, der seit Auflage rund 11,4 Prozent jährliche Performance brachte und 2023 ein Plus von über 50 Prozent hinlegte – aber im Jahr davor ähnlich viel verloren hatte. KI-Investoren bräuchten Zeit, so Puybasset. KI sei ein Investment für Kinder und Enkel.

Schweizer KMU
Langfristig mit Innovation punkten können nicht nur ausgewiesene IT-Unternehmen. Der von der Schweiz aus operierende Vermögensverwalter J. Safra Sarasin setzt in seinem JSS Sustainable Equity Fonds auf Schweizer Nebenwerte. Schweizer Klein- und Mittelunternehmen (KMU, auf Englisch: S&M) seien angesichts eines kleinen Binnenmarktes und der harten Währung stets zur Innovation gezwungen gewesen, um am Weltmarkt wettbewerbsfähig zu sein, wie Senior Investment Advisor Nevena Schaller in Wien hervorhob. Der Schweizer S&M Index habe in den vergangenen fünf Jahren den MSCI Europe S&M Index outperformt, so Schaller, die davon ausgeht, dass die Zeichen momentan wegen eines etwas stärkeren Euro und der Konjunkturerholung erneut gut stehen.

Auf eine Wiedergeburt der Dividenden als Renditemöglichkeiten machte Chris Morgan, Senior Investment Specialist von Amundi, aufmerksam. Dividenden seien etwas in Vergessenheit geraten, weil in den durch das Tiefzinsumfeld angespornten Growth-Jahren die Kurszuwächse im Vordergrund standen. Doch über mehrere Dekaden gerechnet würden Dividenden stets einen Beitrag von um die 40 Prozent zum Total Return liefern, so Morgan.

Er warnte davor, in die Diversifikationsfalle zu tappen, beziehungsweise Wertfragen zu vernachlässigen. Dividendenanleger blicken oft auf eine Sektoren-Auswahl, die sich auf Versorger, Finanzen, Energie und Kommunikation beschränkt, weil dort im Durchschnitt die höchsten Ausschüttungen warten. Einschränkungen sind jedoch bekanntlich langfristig in der Regel ein Nachteil für die Rendite. Außerdem ist die Dividende oft hoch, weil die Qualität tief ist. "Verzichten Sie bei der Suche nach Ertrag nicht auf Qualität", so Morgan. Im Amundi Funds Global Equity Income ESG liefert ein Viertel der Titel ein jährliches KGV-Wachstum von über zehn Prozent (auf drei Jahre gerechnet).

Anleihenportfolios
Vishali Thakker, Fixed Income Product Manager bei Alliance Bernstein (AB), rief die Investmentcommunity in Wien dazu auf, rechtzeitig ihre Anleihenportfolios auszurichten, bevor alle aus Cash hinausströmen: Das in Euro-Geldmarktfonds veranlagte Vermögen stieg allein zwischen September 2022 und März 2024 um 43 Prozent, so Thakker. Aufgrund der nicht ganz eindeutigen Lage von Konjunktur und Zinspolitik müssten Portfolios so ausgerichtet sein, dass sie sowohl bei Bonität als auch bei der Duration flexibel sind, also sowohl mittel- als auch langfristige Staatsanleihen sowie High-Yield-Bonds enthalten. Mit der Strategie habe man im AB European Income Portfolio die Benchmark über sämtliche Zeiträume konsequent deutlich outperformt, um gut 3,6 Prozent auf drei Jahre und um 0,43 Prozent jährlich seit Auflegung.

Auch Ulrich Kaffarnik, Vorstand von DJE, hob in seinem Kapitalmarktausblick die langjährigen Renditehochs bei den Anleihen hervor. In den USA sind bei zehnjährigen Treasuries 4,5 Prozent zu erwarten, bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen 5,1 Prozent, was so hoch ist wie zu Zeiten vor der Finanzkrise 2008. Im High-Yield-Bereich sind es 8,1 Prozent. "Die Zinsen sind wirklich zurück", so Kaffarnik. Zwar geht auch er davon aus, dass man die Duration erhöhen muss. Zu hohe Zinssenkungserwartungen an die Notenbanken seien aber nicht angebracht. Im Empfehlungsgepäck hatte Kaffarnik Fonds wie den DJE Short Term Bond (kurze Restlaufzeiten und hohe Bonität) oder den Zins Global (ein flexibler Rentenfonds als Basisinvestment). (eml)


Das nächste Investmentforum tourt im September durch Österreich