Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) setzt die Banken in der Eurozone unter Druck. Ihre Gewinnmargen sinken, die schwache Kreditnachfrage heizt den Wettbewerb an. Kreditinstitute reagieren nun auf diese Situation. Viele von ihnen werden weitere Zinssenkungen nicht mehr an ihre Kreditkunden weitergeben, sagt Steve Hussey, Bankenexperte beim Fondsanbieter AB. "Einige Institute werden sogar die Kreditkosten anheben, wie es in der Schweiz und in Dänemark bereits geschieht." Daneben dürften immer mehr Banken Servicegebühren für bislang kostenlose Dienstleistungen einführen, etwa für Girokonten.

Langfristig sind allerdings tiefgreifende Reformen nötig. "Halbherzige Umstellungen werden den Banken keine nachhaltige Verbesserung ihrer Profitabilität bescheren", sagt Hussey. "Dies gilt umso mehr, da die Kunden ihr Geschäftsgebaren mit Banken im Zeichen sinkender Zinsen gerade grundlegend ändern." Langfristig bindende Sparprodukte verkaufen sich nicht mehr. Auf der anderen Seite sichern sich Häuslebauer langfristig niedrige Zinsen. "Diese Trends erodieren die Gewinne der Banken weiter", so der AB-Experte.

Fonds in den Fokus rücken
Banken sollten ihre Kunden dazu bewegen, von Sparkonten in margenträchtigere Produkte wie Investmentfonds oder Altersvorsorgestrukturen zu wechseln, rät Hussey. Das könnte zugleich die Kundenbeziehung festigen und weitere Absatzchancen eröffnen. "Banken mit etablierten und modernen Fondsplattformen sind eindeutig gut positioniert, um sich auf gebührenträchtige Spar- und Vorsorgeprodukte zu fokussieren. Kleinere Institute könnten gezwungen sein, über Umwege wie Joint Ventures Zugang zu diesem attraktiven Geschäftsfeld zu erhalten." (fp)